Erschienen in:
01.12.2015 | Originalien
Gendergerechte Versorgung von Gewaltopfern
Das Modellprojekt „Gender Gewaltkonzept“ an der Uniklinik Aachen
verfasst von:
A. Evler, M. Scheller, L. Wagels, R. Bergs, B. Clemens, N. Kohn, A. Pütz, B. Voss, F. Schneider, U. Habel
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2016
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Zusammenfassung
Gewalt ist ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema mit häufig enormen Gesundheitsfolgen für die Betroffenen wie auch hohen gesundheitsökonomischen und volkswirtschaftlichen Folgekosten. Bestehende Beratungs- und Hilfsangebote beschränken sich i. d. R. auf ambulante Angebote meist freier Träger oder Vereine. Hierdurch fehlt die Erkennung sowie Versorgung von Patienten mit Gewalterfahrungen im stationären medizinischen Versorgungssystem. Ein weiterer Missstand betrifft die Erkennung und Versorgung von männlichen Gewaltopfern. Trotz umfangreicher Hilfsangebote existieren bislang nur vereinzelt genderspezifische Beratungs- und Unterstützungsangebote. Ausgehend hiervon wurde an der Uniklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen das Gender Gewaltkonzept als Modellprojekt initiiert, um die Gewaltprävalenz sowie die möglichen Auswirkungen von Gewalterfahrungen auf die Gesundheit von Patienten zu ermitteln und ihre möglicherweise unterschiedlichen Versorgungsbedürfnisse genauer zu untersuchen. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse des Gender Gewaltkonzepts und vor dem Hintergrund aktueller Prävalenzschätzungen, die nachweisen, dass Gewalterfahrungen sowohl Männer als auch Frauen in hohem Maß betreffen, sollen in dieser Übersicht neben bereits vorhandenen Hilfe- und Schutzkonzepten v. a. die nach wie vor bestehenden Lücken innerhalb des Versorgungssystems für Opfer von Gewalterfahrungen aufgezeigt werden. Es werden Ansätze präsentiert, wie diese Lücken in Zukunft geschlossen und eine möglichst flächendeckende und gendergerechte Versorgung von Gewaltopfern etabliert werden könnten.