Erschienen in:
22.10.2014 | AKTUELLE MEDIZIN_KRITISCH GELESEN
Geschwollene Lider — zwei Wochen Krankenhaus
Hoagland-Zeichen
verfasst von:
Prof. Dr. med. H. -S. Füeßl
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
|
Ausgabe 18/2014
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Auszug
Eine bislang gesunde 26-jährige Frau suchte wegen Fieber, Müdigkeit, Halsschmerzen und Schwellung der Augenlider die Nothilfe auf. Die Beschwerden bestanden seit etwa vier Tagen. Bei der Untersuchung stellte man Beläge auf beidseits vergrößerten Tonsillen, druckdolente vergrößerte Zervikallymphknoten, eine leichte Splenomegalie und beidseitige Oberlidschwellungen fest (siehe Abb.). Im Labor bestanden eine Lymphozytose, erhöhte Transaminasen und eine CRP-Erhöhung. Serologisch ergaben sich Hinweise auf eine Infektion mit Epstein-Barr-Viren. Unter der Diagnose einer infektiösen Mononukleose wurde die Patientin zwei Wochen lang stationär behalten und mit der Maßgabe entlassen, sich in den folgenden zwei Wochen nicht körperlich anzustrengen. Lehrreich an diesem Fall ist das sogenannte Hoagland- Zeichen, eine beidseitige Oberlidschwellung aufgrund einer Dacryoadenitis, die als klinisches Zeichen für eine infektiöse Mononukleose gewertet werden kann und diese Erkrankung von anderen Ursachen einer viralen oder bakteriellen Pharyngitis unterscheidet. Gesundheitspolitisch interessant erscheint die Tatsache, dass das japanische Gesundheitssystem bei diesem kausal nicht behandelbaren Krankheitsbild und einer offensichtlich nicht sehr schwer kranken Patienten noch derart lange stationäre Behandlungszeiten zulässt. …