Galenus-Preis 2022 für Forschung zu Adipositas und Diabetes

Ein Team um Timo D. Müller, Helmholtz Zentrum München, hat unter anderem einen Hirnrezeptor für die Regulation von Gewicht und Nahrungsaufnahme identifiziert. Für die Arbeit erhält das Team den Galenus-Preis 2022 für Grundlagenforschung. Für Menschen mit Adipositas und Diabetes mellitus wird nach effektiveren Pharmakotherapien gesucht. Dr. Timo Müller, Helmholtz Zentrum München (Institute for Diabetes and Obesity (IDO)) und sein Team haben einen neuartigen dualen, unimolekularen Therapieansatz entwickelt, der zur deutlichen Gewichtsabnahme und Besserung des Typ-2-Diabetes führt. Zudem haben sie erstmals gezeigt, dass der GIP (glucose-dependent insulinotropic polypeptide)-Rezeptor im Gehirn entscheidend für die Regulation von Körpergewicht und Nahrungsaufnahme und Basis für die Wirksamkeit des neuen Therapiekonzepts ist. Dafür ist dem Team der Galenus-Forschungspreis 2022 verliehen worden. Bei ihrer Laudatio wies Professorin Marianne Dieterich, Direktorin der Neurologischen Klinik und Poliklinik der LMU München auf die „riesige Herausforderung für die Gesellschaft“ durch zunehmende Zahlen von Menschen Adipositas und Diabetes hin. „Das können wir gar nicht alles mit Lebensumstellung einfangen“, sagte Dieterich, es seien neue Medikamente nötig. GIP/GLP-1-Ko-Agonismus Timo Müller und sein Team haben für die Behandlung von Adipositas und Diabetes mellitus das neuartige Konzept des GIP/GLP-1-Ko-Agonismus entwickelt: Es ist ihnen gelungen, die Sequenz der beiden Inkretinhormone GIP und GLP-1 (glucagon-like peptide-1) zu einem aus einem einzigen Molekül bestehenden GIP/GLP-1-Ko-Agonisten zu hybridisieren [1]. Das Molekül wirkt agonistisch an GIP- und GLP-1-Rezeptoren (GIPR/GLP-1R). In Phase-III-Studien wurden mit einem GIPR/GLP-1R-Ko-Agonisten bei mehr als der Hälfte der Studienteilnehmenden eine deutliche Gewichtsreduktion und Remission des Typ-2-Diabetes erzielt. „Ein riesiger Schritt in die richtige Therapierichtung“, so Dieterich. Das Forschungsteam hat zudem entschlüsselt, dass der GIPR im Gehirn eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Körpergewicht, Nahrungsaufnahme und Blutzuckerspiegel spielt und dass er unerlässlich für die metabolischen Effekte der GIPR/GLP-1R-Ko-Agonisten ist [2]. Über GIPR sind die neuen Medikamente in der Lage, die Nahrungsaufnahme zu senken. Die zugrunde liegenden neuroendokrinen Signalmechanismen sollen nun weiter erforscht werden. Müller: Dreier-Kombinationen werden entwickelt Dr. Timo D. Müller, der den Forschungspreis bei der Gala in Berlin entgegennahm, berichtete, dass das Forschungsteam derzeit bereits an neuen Kombinationen forsche, auch Dreier-Kombinationen würden entwickelt, also Tri-Agonisten. Die jetzt ausgezeichnete Zweier-Kombination sei ja vor Kurzem für den europäischen Markt zugelassen worden - eine Chance, nicht nur bei Diabetes eine Remisssion zu erzielen, sondern auch bei Adipositas das Körpergewicht zu reduzieren. Quelle: ÄrzteZeitung

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