Erschienen in:
01.06.2012 | Originalarbeit
Gibt es ein weibliches Äquivalent zur männlichen Perversion?
verfasst von:
Prof. Dr. Rainer Krause
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 2/2012
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Zusammenfassung
Ausgehend von der geplanten Definition der Paraphilie im kommenden Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen Nummer V der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft wird gezeigt, dass das Thema nicht ohne eine strukturelle Definition der ehemaligen Perversion behandelt werden kann. Unter Rückgriff auf die aktuellen Definitionen der männlichen Perversionen wird untersucht, ob es weibliche Pendants gibt, die den gleichen strukturellen Defiziten und deren pseudosexuellen Lösungen entsprechen. Dies geschieht einerseits unter Rückgriff auf eine Interpretation von Beyer eines Märchens der Brüder-Grimm, die als so typisch für diese Lösung betrachtet werden kann. Der grundlegende klinische Hintergrund wird exemplarisch unter Betrachtung mehrerer Langzeitpsychoanalysen von Frauen herausgearbeitet. Es wird gezeigt, dass die Schaffung und Zerstörung des Lebens bzw. des Körpers von Kindern ein Äquivalent zur reparativen Funktion des sexuellen Aktes in der männlichen Perversion darstellt, die zu einer vorübergehenden Stabilisierung einer extrem anfälligen narzisstischen Struktur verwendet wird. Es wird diskutiert, ob es andere strukturelle Äquivalente der perversen Lösungen gibt, beispielsweise in Form einer Machtübernahme über den eigenen oder kindlichen Körper wie in der Anorexie oder den artifiziellen Störungen vor allem in Form von Zufügung von Verletzungen des kindlichen Körpers wie beim Münchhausen-by-Proxy-Syndrom.