Globuli für die Kinder-Intensivstation

Auf einer pädiatrischen Intensivstation (ITS) werden schwerstkranke Kinder mit oftmals lebensbedrohlichen Erkrankungen medizinisch versorgt. Häufig ist eine hocheffiziente High-Tech-Medizin erforderlich um das Leben eines Kindes zu retten. Hat die Homöopathie in diesem Setting einen Platz? Mit einem klaren „Ja“ beantwortete Dr. Sigrid Kruse, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Leiterin des Bereichs Homöopathie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, diese Frage. Wichtig dabei sei allerdings, so betonte sie, die Homöopathie als Begleittherapie immer in enger Kooperation mit dem Team der ITS durchzuführen: „Es ist mir ganz wichtig, dass Hand in Hand gearbeitet wird.“ Dann aber kann die Homöopathie gute Dienste leisten. Sie ist etwa indiziert bei Therapienotstand, Ängsten und Unruhezuständen, zum Abfangen von Nebenwirkungen der konventionellen Therapie, Unterstützung der Heilung und um die Verarbeitung physischer und psychischer Traumata zu erleichtern. Arnica, Opium und Hypericum bei SHT gezielt einsetzen Als ein Beispiel für ein physisches Trauma erläuterte Kruse das homöopathische Vorgehen bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (SHT) in einer ziemlich verzweifelten Situation bei einem jungen Patienten mit anhaltendem Koma, Streckkrämpfen und maschineller Beatmung. Bei solchen akuten Traumata erleichtern in der Homöopathie „bewährte Indikationen“ das Finden einer passenden Arznei. Dies bedeutet, dass zu einer Indikation die drei wichtigsten Arzneien anhand ihrer Leitsymptome und Modalitäten differenziert werden. „Sie sind sehr zuverlässig in der Behandlung akuter Störungen und beruhen auf der Erfahrung von Generationen von Ärzten“, so Kruse. Beim SHT haben sich folgende drei homöopathischen Arzneien bewährt: Arnica montana (Bergwohlverleih), Opium (Schlafmohn) und Hypericum (Johanniskraut). Erstes Mittel ist Arnica montana, geeignet bei einem SHT infolge von Verletzung, Schlag, Prellung oder stumpfem Trauma, oder auch bei einer Hirnblutung. Typisch: Der Zustand des Patienten bessert sich durch Ruhe und Liegen, „aber das Bett ist zu hart“. Ungünstig sind dagegen alle Formen der Erschütterung, Berührung und Annäherung. Der Patient wirkt wie zerschlagen, er dissimuliert und schickt den Arzt weg. Opium ist bei einem SHT 3. Grades mit Schreck, Schock, Bewusstlosigkeit, Krämpfen und/oder einer Kopfverletzung indiziert. Der Zustand bessert sich durch Abkühlung und kühles Abwaschen, er wird schlechter im Schlaf, bei Licht und Geräuschen. Der Patient empfindet keinen Schmerz. Er ist benommen, komatös oder übererregbar. Hypericum wird dagegen subakut eingesetzt, und zwar gegen die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas, wie Kopfschmerz nach einem Sturz, Steißbeinprellung oder Nervenverletzung. Charakteristisch für den „Hypericum-Typ“: Sein Zustand bessert sich bei Ruhe und hartem Liegen, und wird schlechter durch Berührung, Druck, Anstrengung, aber auch während der Nacht. Der Patient jammert und klagt über starke Schmerzen. Globuli gegen das Heimweh Kinder auf der ITS haben meist auch mit psychischen Traumata zu kämpfen, nicht zuletzt mit Trennung und Heimweh. „Wir erleben das Verlassenwerden auf der Intensivstation oft als sehr belastend für die Kinder“, so Kruse. Drei sehr bewährte Mittel in dieser Situation sind Calcium carbonicum (Austernschalenkalk), Phosphorus (weißer Phosphor) oder Capsicum (Paprika). Auch hier ist eine Orientierung an Leitsymptomen möglich. Calcium carbonicum eignet sich bei Kindern, die langsam und träge wirken (typisch: lascher Händedruck), schüchtern und ängstlich sind und einen schutzbedürftigen Eindruck erwecken. Ihr Zustand bessert sich durch Anlehnen und Kuscheln. Angst vor dem Alleinsein spricht für den Einsatz von Phosphorus. Die Kinder sind aufmerksam und erregbar. Sie profitieren von kalten Getränken und Eis sowie von Gesellschaft. Gegen „Heimweh mit roten Backen“ hilft Capsicum. Typisch für diese Kinder ist Unbeholfenheit und Verschlossenheit. Bei ihnen kann Bewegung günstig sein.

Klimawandel und Gesundheit: Was Sie in der Hausarztpraxis wissen müssen und tun können

Springer Medizin

Globuli für die Kinder-Intensivstation

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Es wäre so einfach, ein Leben zu retten – Wenn man nur daran denkt…