Erschienen in:
12.06.2023 | Hämatom | Originalien
Vergleich von planimetrisch CT‑gestützter Volumetrie mit vereinfachten Modellen zur Größenbestimmung intrapelviner Hämatome bei Beckenfrakturen im Rahmen der Schockraumdiagnostik
verfasst von:
Dr. med. S. Möller, A. Seif Amir Hosseini, A. Emami, A. Langheinrich, S. Sehmisch, R. Hoffmann, PD Dr. med. habil. U. Schweigkofler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Blutungen im Becken können zu einem Kreislaufproblem (C-Problem) führen. Die weit verbreitete Ganzkörper-CT-Traumaspirale (GKCT) im Rahmen der Schockraumbehandlung kann zwar eine Aussage über die Blutungsquelle (arteriell vs. venös/ossär) geben, die Volumenbestimmung eines intrapelvinen Hämatoms mittels Planimetrie ist jedoch aufwendig und kann nicht zur schnellen Abschätzung des Blutverlustes dienen. Vereinfachte Messverfahren mittels geometrischer Modelle sollen zur Abschätzung des Ausmaßes einer Blutungskomplikation dienen.
Ziel der Arbeit
Es ist zu prüfen, ob sich mittels vereinfachter Geometriemodelle ein intrapelvines Hämatomvolumen bei Tile-B- und -C-Frakturen schon während der Schockraumdiagnostik quantitativ schnell und zuverlässig bestimmen lässt.
Material und Methoden
Es wurden retrospektiv 42 intrapelvine Blutungen nach Tile-B- und -C-Beckenfrakturen (n = 8:B, 34:C) an 2 Traumazentren in Deutschland selektiert (66 % männlich, 33 % weiblich; Durchschnittsalter 42 ± 20 J) und die CT-Untersuchungen, die im Rahmen des initialen Ganzkörper-CTs angefertigt wurden, näher analysiert. Zur Auswertung standen Spiral-CT-Datensätze mit 1–5 mm Schichtdicke zur Verfügung. Durch die Flächenmarkierung (ROI) der Blutungsareale in den einzelnen Schnittbildern wurde das Volumen berechnet. Vergleichend wurden die Volumina mit vereinfachten geometrischen Figuren (Quader, Ellipsoid, ellipsoide Modifikation nach Kothari) errechnet. Durch die Berechnung der Abweichung der Volumina der geometrischen Modelle zu der planimetrisch ermittelten reellen Hämatomgröße wurde ein Korrekturfaktor bestimmt.
Ergebnisse und Diskussion
Das mediane planimetrische Blutungsvolumen im Gesamtkollektiv betrug 1710 ml (10–7152 ml). Relevante Beckenblutungen mit einem Gesamtvolumen > 100 ml bestanden bei 25 Patienten. In 42,86 % wurde das Volumen im Modell „Quader“ überschätzt, und in 13 Fällen (30,95 %) zeigte sich eine deutliche Unterschätzung zum planimetrisch gemessenen Volumen. Somit wurde das Volumenmodell ausgeschlossen. In den Modellen „Ellipse“ und „Messmethode nach Kothari“ konnte man eine Approximation an das planimetrisch bestimmte Volumen mit einem über eine multiple lineare Regressionsanalyse errechneten Korrekturfaktor erreichen. Durch die zeitsparende Quantifizierung des Hämatomvolumens mittels modifizierter ellipsoider Berechnung nach Kothari lässt sich, bei Anzeichen eines C‑Problems, das Blutungsausmaß im Becken nach Trauma beurteilen. Dieses Messverfahren, als einfaches reproduzierbares metrisches Mittel, könnte zukünftig in die Schockraumdiagnostik eingebettet werden.