Erschienen in:
01.09.2005 | Originalien
Hernienchirurgie: Wachstumsverhalten humaner Fibroblasten auf alloplastischen Kunststoffnetzen
In-vitro-Studie zum Einfluss des Materials und der Oberflächenstruktur
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. C. Langer, P. Schwartz, P. Krause, H. Mohammadi, B. Kulle, A. Schaper, L. Füzesi, H. Becker
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 9/2005
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zur Therapie von Bauchwandhernien steht eine Vielzahl unterschiedlicher Kunststoffnetze zur Verfügung. Neben dem Material selbst scheint für die Gewebeverträglichkeit dieser Netze deren Oberflächenstruktur eine wesentliche Rolle zu spielen. Fibroblasten sind im Zusammenhang mit der Netzeinheilung von besonderer Bedeutung. Mit dieser In-vitro-Studie sollte das Wachstum und die Zellmorphologie humaner Fibroblasten auf unterschiedlich strukturierten handelsüblichen Kunststoffnetzen untersucht werden.
Methoden
Drei Polypropylennetze wurden verglichen: ein leichtgewichtiges, kleinporiges (NK1®), ein schwergewichtiges, mittelporiges (BiomeshP1®) und ein leichtgewichtiges, großporiges Netz (Vypro®), letzteres mit einem Zusatzanteil resorbierbaren Polyglactins. Humane Fibroblasten (1,5·105·Zellen) wurden auf den drei Netzen (je 12 mm2) über einen Zeitraum von 3 Monaten kultiviert. Mithilfe der Rasterelektronenmikroskopie (REM) erfolgte eine morphometrische Analyse des Fibroblastenwachstums zu den Zeitpunkten 6 Stunden, 5 Tage sowie 2, 4, 6 und 12 Wochen.
Ergebnisse
Das Vypro®-Netz zeigte über die Zeit die signifikant höchste Zelldichte unter den drei Netzen (p <0,001). Allerdings wuchsen die Fibroblasten auf diesem Netz in den ersten 6 Wochen nahezu ausschließlich auf dem Polyglactin, nicht auf dem Polypropylen (p <0,006). Auf dem BiomeshP1® konzentrierte sich das Zellwachstum eindeutig auf die Netzknoten, verglichen mit den geraden Netzfasern (p <0,001). Zudem ließen sich auf diesem Netz bereits ab der 2. Woche erhebliche regressive Zellveränderungen nachweisen, die auf den anderen Netzen nicht zu beobachten waren. Auf dem NK1®-Netz fand sich ab der 2. Woche ein konfluierendes Fibroblastenwachstum, allerdings ausschließlich auf den Netzfasern, nicht auf den gepressten, porenfreien Netzflächen (p <0,001).
Schlussfolgerung
Neben dem Material beeinflusst die Oberflächenstruktur der Kunststoffnetze eindeutig das Wachstumsverhalten humaner Fibroblasten. Diese wachsen bevorzugt auf dünnen Netzfasern (<200 µm), multifilen Fasern, Netzknoten und Netzen mit einer Mindestporengröße von 130 µm. Auf schwergewichtigen Netzen zeigen sich frühzeitig regressive Zellveränderungen; auf porenfreien Netzflächen findet kein Zellwachstum statt. Polyglactin fördert das Fibroblastenwachstum in besonderer Weise.