Skip to main content
Erschienen in: Der Nervenarzt 6/2019

30.04.2019 | Hirnblutung | Kurzbeiträge

„Twig-like-Media“ – eine seltene Fehlbildung intrakranieller Gefäße

verfasst von: Dr. med. Dietrich Sturm, Gerhard Froese, Cornel Haupt, Martin Kitzrow

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 6/2019

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Eine 54-jährige Patientin beklagte in unserer Ambulanz einen 2 Tage zuvor akut aufgetretenen und seither persistierenden rechtsseitigen Kopfschmerz in Verbindung mit zweimaligem Erbrechen. Da die Einnahme verschiedener Analgetika zu keiner Besserung führte, konsultierte die Patientin ihren Hausarzt. Dort ereignete sich eine Synkope, woraufhin die umgehende Krankenhauseinweisung erfolgte. An Vorerkrankungen waren eine arterielle Hypertonie und eine frühere Thyreoidektomie bekannt. Die vorbestehende Medikation umfasste Ramipril und L‑Thyroxin. Der neurologische Untersuchungsbefund war bis auf die genannten Kopfschmerzen unauffällig. Laborseitig fanden sich keine wegweisenden Befunde. Bei Aufnahme bestand eine hypertensive Entgleisung (systolischer Blutdruckwert von 190 mm Hg). In der umgehend durchgeführten Computertomographie (CT) des Kopfes war eine atypische rechtsparietale intrazerebrale Blutung mit geringen subarachnoidalen Blutungsanteilen nachweisbar (Abb. 1). CT-Angiographisch fiel ein Kontinuitätsverlust des intravasalen Kontrastmittels im Bereich des ipsilateralen A. cerebri media(ACM)-Hauptstammes auf. In der Peripherie stellte sich die ACM noch als schmächtiges Gefäß dar. Ipsilateral imponierte zudem ein „embryonaler Versorgungstyp“ mit Speisung der rechten A. cerebri posterior aus der vorderen Zirkulation. Die digitale Subtraktionsangiographie (DSA) zeigte ein Gefäßkonvolut im Bereich des proximalen M1-Segmentes der rechten ACM. Daraus entsprangen mehrere parallel angelegte Gefäßäste, die in ihrem zentrifugalen Verlauf fusionierten. Aufgrund dieser Befunde stellen wir die Diagnose einer „Twig-like-Media“ (tl-ACM, Abb. 2). Therapeutisch kam es durch eine suffiziente Analgesie und einer Optimierung der antihypertensiven Therapie zu einer vollständigen Rückbildung der Kopfschmerzen. Wenige Tage später entwickelte die Patientin eine leichte zentrale Monoparese des linken Armes. Anhand der MR-tomographischen Verlaufskontrolle ließ sich eine sekundäre rechtsseitige periinsuläre Infarzierung nachweisen. Trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung verblieb ein geringfügiges Residuum, sodass die Patientin in eine Rehabilitationsklinik verlegt wurde.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Seo B‑S, Lee Y‑S, Lee H‑G, Lee J‑H et al (2012) Clinical and radiological features of patients with aplastic or twiglike middle cerebral arteries. Neurosurgery 6:1472–1480CrossRef Seo B‑S, Lee Y‑S, Lee H‑G, Lee J‑H et al (2012) Clinical and radiological features of patients with aplastic or twiglike middle cerebral arteries. Neurosurgery 6:1472–1480CrossRef
2.
Zurück zum Zitat Uchiyama N (2017) Anomalies of the middle cerebral artery. Neurol Med Chir (Tokyo) 6:261–266CrossRef Uchiyama N (2017) Anomalies of the middle cerebral artery. Neurol Med Chir (Tokyo) 6:261–266CrossRef
3.
Zurück zum Zitat Akkan K, Ucar M, Kilic K et al (2015) Unfused or twig-like middle cerebral artery. Eur J Radiol 10:2013–2018CrossRef Akkan K, Ucar M, Kilic K et al (2015) Unfused or twig-like middle cerebral artery. Eur J Radiol 10:2013–2018CrossRef
4.
Zurück zum Zitat Lutz T, Mönnings P, Ayzenberg I, Lukas C (2018) Twig-like Middle Cerebral Artery: a Seldom Vessel Anomaly of Important Relevance. Clin Neuroradiol 3:441–443CrossRef Lutz T, Mönnings P, Ayzenberg I, Lukas C (2018) Twig-like Middle Cerebral Artery: a Seldom Vessel Anomaly of Important Relevance. Clin Neuroradiol 3:441–443CrossRef
Metadaten
Titel
„Twig-like-Media“ – eine seltene Fehlbildung intrakranieller Gefäße
verfasst von
Dr. med. Dietrich Sturm
Gerhard Froese
Cornel Haupt
Martin Kitzrow
Publikationsdatum
30.04.2019
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Hirnblutung
Kopfschmerzen
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 6/2019
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-019-0722-6

Weitere Artikel der Ausgabe 6/2019

Der Nervenarzt 6/2019 Zur Ausgabe

Mitteilungen der DGPPN

Mitteilungen der DGPPN 6/2019

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie

Fehlerkultur in der Medizin – Offenheit zählt!

Darüber reden und aus Fehlern lernen, sollte das Motto in der Medizin lauten. Und zwar nicht nur im Sinne der Patientensicherheit. Eine negative Fehlerkultur kann auch die Behandelnden ernsthaft krank machen, warnt Prof. Dr. Reinhard Strametz. Ein Plädoyer und ein Leitfaden für den offenen Umgang mit kritischen Ereignissen in Medizin und Pflege.

„Übersichtlicher Wegweiser“: Lauterbachs umstrittener Klinik-Atlas ist online

17.05.2024 Klinik aktuell Nachrichten

Sie sei „ethisch geboten“, meint Gesundheitsminister Karl Lauterbach: mehr Transparenz über die Qualität von Klinikbehandlungen. Um sie abzubilden, lässt er gegen den Widerstand vieler Länder einen virtuellen Klinik-Atlas freischalten.

Hirnblutung unter DOAK und VKA ähnlich bedrohlich

17.05.2024 Direkte orale Antikoagulanzien Nachrichten

Kommt es zu einer nichttraumatischen Hirnblutung, spielt es keine große Rolle, ob die Betroffenen zuvor direkt wirksame orale Antikoagulanzien oder Marcumar bekommen haben: Die Prognose ist ähnlich schlecht.

Was nützt die Kraniektomie bei schwerer tiefer Hirnblutung?

17.05.2024 Hirnblutung Nachrichten

Eine Studie zum Nutzen der druckentlastenden Kraniektomie nach schwerer tiefer supratentorieller Hirnblutung deutet einen Nutzen der Operation an. Für überlebende Patienten ist das dennoch nur eine bedingt gute Nachricht.