Erschienen in:
06.07.2018 | HIV | Leitthema
Entwicklungen und Herausforderungen der Stillpraxis in den Ländern des südlichen Afrikas
verfasst von:
Ingunn M. S. Engebretsen, Tanya Doherty, Christiane Horwood, Karen Marie Moland, Prof. Dr. Jutta Dierkes
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 8/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Da es an der Überlegenheit des Stillens gegenüber anderen Formen der Säuglingsernährung keinen Zweifel mehr gibt, stehen die Förderung des „ausschließlichen Stillens bis zu 6 Monaten und fortgesetzten Stillens bis zu 2 Jahren und darüber hinaus“ auf der höchsten weltweiten Ernährungsagenda; zuletzt im Beschluss der „Dekade für Ernährung“ (2016–2025) der Vereinten Nationen (UN). Diese Wertschätzung des Stillens resultiert aus Forschungsergebnissen und der Arbeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) während der letzten 20 Jahre sowie einer ausführlichen gesellschaftlichen, klinischen und akademischen Diskussion zum Thema „Stillen“.
Während rund um die Jahrtausendwende die Diskussion um die optimale Dauer des ausschließlichen Stillens geführt wurde, stehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Frage nach effektiven Maßnahmen, die die Stillpraxis verbessern, im Vordergrund, da die gegenwärtige Stillpraxis weit hinter den Zielen zurückliegt. Obwohl in den Ländern des südlichen Afrikas fast alle Kinder gestillt werden, sind die Raten des ausschließlichen Stillens deutlich niedriger und unzureichend. Trotz der kulturellen Vielfalt auf dem afrikanischen Kontinent finden sich hier gemeinsame Haltungen zu Themen wie Mutterschaft, Muttermilch, Säuglingsernährung und zur Verantwortung der Familie.
In der Region ergeben sich durch die hohen mütterlichen HIV-Infektionsraten und die immer noch hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit besondere Herausforderungen. Durch die effektive antiretrovirale Therapie ist es inzwischen auch für HIV-infizierte Frauen möglich und sicher, ihre Kinder zu stillen und ihnen ein HIV-freies Überleben zu ermöglichen. Hier gibt es aber noch Verbesserungsbedarf bezüglich der Verfügbarkeit der antiretroviralen Therapie und der Compliance sowie Forschungsbedarf zu den langfristigen Auswirkungen der antiretroviralen Therapie auf Gesundheit, Wachstum und Entwicklung der betroffenen Säuglinge und Kinder.