Zusammenfassung
Menschen mit HIV-Infektion haben seit der Verfügbarkeit der antiretroviralen Kombinationstherapie (cART) eine wirksame Option zur dauerhaften Behandlung. Dadurch kann sogar beim Vorliegen des Vollbilds Aids der Immunstatus funktionell normalisiert und eine der gesunden Bevölkerung vergleichbare, normale Lebenserwartung erreicht werden. Eine HIV-Infektion per se ist somit kein Grund zum Ausschluss von intensivmedizinischen Maßnahmen. Andererseits ist wegen der potenziellen Stigmatisierung durch die Diagnose ein sensibler Umgang mit dem Arztgeheimnis anzuraten. Auf der Intensivstation stellt die cART besondere Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Verträglichkeit im Hinblick auf Verabreichung, Interaktionspotenzial, paradoxe immunrekonstitutionelle Syndrome (IRIS) und Begleiterkrankungen. Zudem bestehen bei unvorbehandelten Late-Presentern im Vollbild Aids Besonderheiten für die spezifische Indikationsstellung zur Einleitung einer cART.