Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Hochauflösungsmanometrische Untersuchung der pharyngealen Funktion bei myotoner Dystrophie
verfasst von:
Dr. M. Jungheim, D. Kühn, M. Ptok
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 8/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei Patienten mit myotoner Dystrophie (MD) sind oropharyngeale Dysphagien und Motilitätsstörungen des Ösophagus nicht ungewöhnlich und häufig die Ursache für Aspirationspneumonien. Über die pharyngeale Kontraktionskraft und die Öffnungsfunktion des oberen Ösophagussphinkters (oÖS) ist bei diesen Patienten bisher wenig bekannt, insbesondere liegen nur wenige Daten aus manometrischen Untersuchungen vor, die eine Einschätzung des pharyngealen Druckaufbaus während des Schluckens ermöglichen. Ziel dieser Studie war es, solche Daten bei Patienten mit MD hochauflösungsmanometrisch zu erheben.
Methodik
Bei zwei Patienten mit MD wurden hochauflösungsmanometrische Untersuchungen während des Schluckens und der Phonation durchgeführt und druckabhängige Parameter ermittelt. Die Ergebnisse wurden mit Normwerten gesunder Probanden verglichen.
Ergebnisse
Bei beiden Patienten wurde ein verminderter Druck im gesamten Pharynxareal während des Schluckens ermittelt. Auch die Kontraktionsdauer im Velopharynx und im Zungengrundbereich war verkürzt. Der strukturelle Ablauf des Schluckvorgangs und die Öffnungsfunktion des oÖS waren regulär. Bei Realisation geschlossener Vokale war ein verminderter Druckaufbau im velopharyngealen Abschluss festzustellen.
Diskussion
Die Kontraktionskraft und der damit verbundene pharyngeale Druckaufbau während des Schluckens waren vermindert, sodass eine inkomplette Klärung des Pharynx resultierte, die Ursache für eine postdeglutitive Aspiration sein kann. Neben myopathischen sind auch neuromuskuläre Störungen anzunehmen, der funktionelle Ablauf des Schluckvorgangs und das Schluckmuster waren aber erhalten. Der verminderte Druckaufbau im Velopharynx ist als Ursache für rhinophone Beschwerden der Patienten anzusehen. Eine hochauflösungsmanometrische Untersuchung ist neben der Basisdiagnostik bei Patienten mit MD sinnvoll, um die pharyngeale Funktion und die Funktion des oÖS zu beurteilen.