Honorarbeschluss: Plus 3,8 Prozent durchschnittlich

Die Beschlüsse zum Honorar der Vertragsärzte und -psychotherapeuten sind unter Dach und Fach. Im Schnitt soll es ein Plus von unter vier Prozent geben. Von Ärzten kommt Kritik. Der Beschluss über die kassenärztlichen Honorare für 2016 bringt den Ärzten insgesamt 1,35 Milliarden Euro mehr Honorar. Das ist jedenfalls die Lesart des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen zu den Beschlüssen vom 22. September. Der Erweiterte Bewertungsausschuss hatte - gegen die Stimmen der Ärzte - eine Erhöhung des Orientierungswertes um 1,6 Prozent beschlossen. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) steigt der Orientierungswert damit von 10,2718 auf 10,4361 Cent. Zusammen mit den bereits vereinbarten Erhöhungen für die Psychotherapeuten (2,7 Prozent, plus 80 Millionen Euro), den morbiditätsbedingten Steigerungen (250 Millionen Euro) sowie dem Mengenanstieg in dem Bereich, der außerhalb der Morbiditätsbedingten Gesamtvergütung liegt, kämen die Vertragsärzte und -psychotherapeuten auf ein Plus von 3,8 Prozent, so der GKV-Spitzenverband. KBV-Chef ist enttäuscht Die KBV liest aus den Beschlüssen eine Erhöhung der Vergütung um 800 Millionen Euro. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen äußerte sich enttäuscht zum Ergebnis. Die Erhöhung des Orientierungswertes um 1,6 Prozent sei "kein gutes Signal an die Vertragsärzte", insbesondere vor den großen Herausforderungen, "nicht zuletzt durch die eine Million Flüchtlinge", die versorgt werden müssten. Weitere Einschätzungen zum Beschluss waren bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht von der KBV zu bekommen."Die Entscheidung zum Orientierungswert war ein notwendiger Kompromiss, um einen noch höheren Anstieg zu verhindern", äußerte sich Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, laut Pressemitteilung. "Die zusätzlichen rund 1,3 Milliarden Euro werden nicht spurlos an den Kassenfinanzen vorbeigehen", so von Stackelberg Kritik von Ärzteverbänden In ersten Reaktionen der Ärzteverbände gibt es viel Kritik am Beschluss. So spricht Dr. Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV Virchowbund), in einer Mitteilung von einem "verheerenden Signal an die nachfolgende Ärztegeneration". Der Ausschuss habe ein Ergebnis beschlossen, "das die Praxiserlöse nicht in dem erforderlichen Umfang anpasst". Angesichts steigender Personalkosten und einer kontinuierlich zunehmenden Investitionslücke steige der Druck auf die Praxen. Kritik kommt auch vom Deutschen Hausärzteverband: "Vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem letzten Jahr können wir uns leider nicht sicher sein, ob dieses, zweifelsohne schwache Ergebnis am Ende überhaupt zu irgendwelchen merklichen Honorarsteigerungen in den Hausarztpraxen führen wird", hieß es auf Anfrage vom Verband. Angesichts der jährlich um rund vier Prozent steigenden Kosten sei das Ergebnis "nicht ausreichend", verlautete auch vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI). Ein Plus von 2,6 Prozent bei der Morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) scheine sich zwar auf den ersten Blick "im Rahmen" zu bewegen, so Dr. Hans-Friedrich Spies, 2. BDI-Vizepräsident. Das sei aber nicht genug. Das gelte um so mehr für die extrabudgetär bezahlten Leistungen, die lediglich durch die Erhöhung des Orientierungswertes um 1,6 Prozent besser vergütet würden. "Hier handelt es sich um besonders kostenintensive Leistungen, etwa ambulante Operationen", so Spies weiter. Die Steigerung sei für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Praxen nicht ausreichend.

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