Erschienen in:
01.02.2013 | Leitthema
Hypoglykämien und zentrales Nervensystem
verfasst von:
Prof. Dr. F. Erbguth
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Aufgrund seines hohen Glukosebedarfs ist das menschliche Gehirn gegenüber Hypoglykämien sehr vulnerabel. Im Rahmen einer akuten Hypoglykämie kommt es bei Blutglukosewerten <2,78 mmol/l (<50 ml/dl) zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma und zu Krampfanfällen. Zerebrale Regulationsmechanismen tragen nach rezidivierenden Hypoglykämien zur Ausbildung einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung bei. Jede schwere Hypoglykämie mit Symptomen der Neuroglukopenie kann das Gehirn nachhaltig schädigen. Das Ausmaß, an dem Hypoglykämien an der Verdoppelung des Demenzrisikos bei Menschen mit Diabetes ursächlich beteiligt sind, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Bei Typ-1-Diabetes-Patienten führen eher Hyper- als Hypoglykämien zu kognitiven Beeinträchtigungen; in Längsschnittuntersuchungen fand sich bis ins mittlere Lebensalter keine eindeutige kognitive Beeinträchtigung durch rezidivierende Hypoglykämien. Dies schließt nicht aus, dass erst im späteren Lebensalter eine erhöhte Demenzrate resultieren könnte. Bei älteren Typ-2-Diabetes-Patienten besteht ein bidirektionaler Zusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes und Demenz: Schwere Hypoglykämieepisoden erhöhen wahrscheinlich das Risiko kognitiver Defizite, und gleichzeitig erhöhen kognitive Defizite bei älteren Typ-2-Diabetes-Patienten das Risiko für schwere Hypoglykämien.