Erschienen in:
06.11.2018 | Hypotonie | Leitthema
Individualisierte Hämodialysebehandlung und Begleittherapie
verfasst von:
Prof. Dr. M. K. Kuhlmann, F. Aregger
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 6/2018
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Zusammenfassung
Bei einer immer älteren und multimorbiden Hämodialyse(HD)-Population sind die klassischen „harten“ Ziele und Qualitätsmarker der Dialysebehandlung, wie Verabreichung einer adäquaten Dialysedosis (Kt/V), Normalisierung der Hyperphosphatämie und Anämieausgleich, von zunehmend geringerer Relevanz, während „weiche“ Ziele, wie Lebensqualität und Verträglichkeit der Dialysebehandlung, weiter in den Vordergrund rücken. Die Verträglichkeit einer Dialysebehandlung ist bei älteren Patienten oft deutlich eingeschränkt, unter anderem bedingt durch im Rahmen schwerer, aber oft auch schon milder Blutdruckabfälle auftretende Mikrozirkulationsstörungen in vitalen Organsystemen. Längerfristig führt dies zu einem Verlust an Selbständigkeit sowie zum Auftreten von Depression, Demenz, chronischer Inflammation und anderen Komplikationen. Die Verträglichkeit einer Dialyse wird bestimmt durch die individuelle Toleranz gegenüber einer Abnahme oder Zunahme des Intravasalvolumens (IVV), welches intradialytisch durch das Verhältnis zwischen Ultrafiltrationsrate (UFR) und vaskulärer Refilling-Rate sowie interdialytisch durch renale Restdiurese und diätetische Flüssigkeitszufuhr bestimmt wird. Eine individualisierte HD-Behandlung sollte darauf ausgerichtet sein, die Toleranzbreite gegenüber IVV-Schwankungen bei jedem einzelnen Patienten zu ermitteln und die Dialyseverordnung so zu modifizieren, dass intra- und interdialytischen Schwankungen des IVV innerhalb der individuellen Toleranzgrenzen bleiben. Ziel einer individualisierten HD-Behandlung ist es, das Auftreten intradialytischer Mikrozirkulationsstörungen zu vermeiden und Lebensqualität und Dialyseverträglichkeit zu verbessern.