Erschienen in:
01.02.2014 | Übersichten
Intensiv- und Palliativmedizin
Von der akademischen Distanz zur fürsorglichen Zuwendung
verfasst von:
Prof. Dr. H. Burchardi, FRCA
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
An den großen Erfolgen der kurativen modernen Medizin hat die Intensivmedizin erheblichen Anteil. Dabei scheint allerdings die empathische Zuwendung zum Patienten und zum Angehörigen zu kurz zu kommen. Unter dem Zwang zur Sachlichkeit und Effizienz sowie dem ökonomischem Druck ist der Intensivmediziner zum Sachwalter der Krankheit, nicht aber des kranken Menschen geworden. Er kämpft gegen die Krankheit und empfindet den Tod seines Patienten als persönliche Niederlage. Dabei muss auch der Intensivmediziner in therapeutischer Aussichtslosigkeit das „Loslassen“ lernen: Er ist genauso für eine unsinnige Übertherapie verantwortlich wie für die Erfolge seiner Behandlung.
Heute gibt es im Fall einer Änderung des Therapieziels bei aussichtsloser Intensivbehandlung die Möglichkeiten der karitativen Fürsorge durch die Palliativmedizin. Diese ist dann die konsequente Weiterführung der Intensivbehandlung. Die letzte Lebensphase auf der Intensivstation erfordert wiederholte Gespräche mit den Angehörigen und intensive Zuwendung, die in einer zunehmend ichbezogenen Gesellschaft immer seltener wird. Die Kultur der Zuwendung sollte jedoch auch im Behandlungsteam der Intensivstation gepflegt werden. So kann die Intensivstation ein Ort der Menschlichkeit werden und bleiben.