Erschienen in:
01.09.2012 | Originalien
Interferon α bei Patienten mit chronischer Hepatitis C
Biopsychosoziale Auswirkungen
verfasst von:
Dr. Mag. A. Baranyi, A. Meinitzer, A. Stepan, J. Matejka, R. Stauber, H.-P. Kapfhammer, H.-B. Rothenhäusler
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Interferon α ist ein wichtiges Medikament zur Behandlung der chronischen Hepatitis C. Es induziert jedoch häufig depressive Zustandsbilder, die die Adhärenz und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Mittels einer prospektiven Studie werden die Auswirkungen einer Interferontherapie auf die Entwicklung depressiver Episoden, auf die neuropsychologische Leistungsfunktionen und die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht.
Methode
Insgesamt 25 an einer chronischen Hepatitis C erkrankte Patienten der Leberambulanz der Medizinischen Universitätsklinik Graz werden vor Beginn einer Interferontherapie und einen Monat bzw. 3 Monate danach mithilfe der Hamilton Depression Scale exploriert. Psychometrische Selbstbeobachtungsfragebögen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36, Fragebogen zum Gesundheitszustand), einer depressiven Stimmungslage (BDI, Beck-Depressionsinventar) und der vorhandenen sozialen Unterstützung (SSS, Social-Support-Fragebogen) werden wiederholt vorgelegt. Etwaige reduzierte neuropsychologische Leistungsfunktionen werden mit dem SKT (Syndrom-Kurztest) festgestellt. Die Lebenszufriedenheit vor Therapiebeginn wird mit dem Fragebogen zur Lebenszufriedenheit ermittelt.
Ergebnisse
In den ersten 3 Monaten der Interferontherapie kommt es in der Gesamtgruppe zu einer signifikanten Abnahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in den folgenden Bereichen: „körperliche Funktionsfähigkeit“, „körperliche Rollenfunktion“, „soziale Funktionsfähigkeit“, „Vitalität“ und „emotionale Rollenfunktion“. Die neuropsychologische Leistungsfunktionen verschlechtern sich, die soziale Unterstützung bleibt in der Gesamtgruppe unverändert. 12 (48%) von 25 Patienten entwickeln nach Therapiebeginn leichte bis mittelgradige depressive Episoden.
Im Vergleich zu den nichtdepressiven Patienten weisen die depressiven Patienten bereits zu Behandlungsbeginn eine signifikant niedrigere Lebenszufriedenheit auf. Im SF-36 unterscheiden sich die depressiven Patienten in den Bereichen „allgemeine Gesundheit“, „soziale Funktionsfähigkeit“ „emotionale Rollenfunktion“, „psychisches Wohlbefinden“ und „Vitalität“ signifikant von den nichtdepressiven Patienten.
Schlussfolgerungen
Interferon induziert häufig behandlungsbedürftige depressive Episoden. Patienten, die mit ihrer eigenen Person (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erscheinungsbild, Selbstvertrauen, Vitalität), ihrer Arbeit und ihrem Gesundheitszustand unzufrieden sind, scheinen besonders gefährdet zu sein.