Erschienen in:
01.09.2015 | Originalien
Klinische Praxis der systemischen Lyse unter prähospitaler Reanimation
Erfolgs- und Komplikationsraten
verfasst von:
S. Everding, S. Römer, A. Bohn, E. Holz, F. Lieder, P. Baumgart, M. Loyen, J. Waltenberger, P. Lebiedz
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die systemische Thrombolyse wurde als einzige mögliche prähospitale Therapieoption für Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand auf dem Boden einer akuten myokardialen Ischämie oder einer Lungenarterienembolie eingeführt, wird aber weiterhin kontrovers diskutiert
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Studie wurden daher die klinische Anwendungspraxis, die Komplikationsrate und der Nutzen der systemischen Thrombolyse unter Reanimation bei Patienten mit kardial bedingtem Kreislaufstillstand untersucht.
Patienten und Methoden
In die retrospektive Fall-Kontroll-Studie wurden 194 Patienten nach prähospitalem plötzlichem Herztod eingeschlossen. Davon erhielten 96 Patienten unter dem Verdacht auf einen kardial bedingten Kreislaufstillstand bei Lungenarterienembolie (LAE) oder Myokardischämie (MI) eine Lysetherapie und wurden mit entsprechenden 98 Patienten ohne Lysetherapie verglichen. Neben den Umständen des Kreislaufstillstands, dem Verlauf und Erfolg der Reanimation und dem innerhospitalen Verlauf inklusive der Blutungskomplikationen wurde das Gesamtüberleben ebenso wie das neurologische Outcome verglichen.
Ergebnisse
Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei Patienten mit oder ohne Thrombolyse in Bezug auf die Umstände des Herz-Kreislauf-Stillstands. Patienten, die eine Thrombolyse erhielten, waren signifikant jünger, wurden häufiger mit weiteren Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern und mit Amiodaron behandelt. Sie erhielten außerdem höhere Dosen von Epinephrin und wurden signifikant häufiger unter laufender Reanimation in ein Krankenhaus gebracht. In der Gesamtkohorte zeigte sich ein Trend zu mehr prähospitalem „return of spontanous circulation“ (ROSC) nach Thrombolyse. Bei Patienten, die mit Azetylsalizylsäure und Heparin vorbehandelt wurden, verbesserte sich die prähospitale Rate von ROSC durch die zusätzliche Thrombolyse allerdings nicht. Signifikante Unterschiede im Hinblick auf Blutungskomplikationen oder die Notwendigkeit einer Bluttransfusion zeigten sich aufgrund der geringen Patientenzahlen nicht.
Diskussion
Die Indikation zur systemischen Thrombolyse sollte im Rahmen der prähospitalen Reanimation nach LAE oder MI auf Patienten mit klaren Symptomen einer akuten Lungenembolie oder wiederholten Episoden von Kammerflimmern bei akutem Herzinfarkt beschränkt bleiben. Aufgrund fehlender Evidenz sollte die systemische Thrombolyse nicht als Ultima-Ratio-Therapie bei jüngeren Patienten mit persistierendem Kammerflimmern eingesetzt werden.