Erschienen in:
01.11.2015 | Leitthema
Koinfektionen mit humanem Immundefizienzvirus und Tuberkulose im Kindesalter
verfasst von:
Dr. E.R. Maritz, DTM+H, Cert ID SA, AHMP, W. Schimana
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 11/2015
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Zusammenfassung
Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) und Tuberkulose (TB) stellen weltweit die häufigsten tödlichen Infektionskrankheiten dar. Genaue epidemiologische Daten fehlen insbesondere für Kinder mit HIV-/TB-Koinfektion, vorwiegend in Afrika südlich der Sahara (Sub-Saharan Africa, SSA). Es handelt sich hierbei um chronische Erkrankungen mit ähnlicher klinischer Manifestation. Eine vorliegende HIV-Infektion kann eine TB-Erkrankung begünstigen. Die Gründe hierfür sind weitgehend unklar. Klinische Diagnosealgorithmen und Tuberkulinhauttests sind bei gleichzeitiger HIV-Infektion unspezifisch bzw. von niedriger Sensitivität. Die Gewinnung von Sputum gestaltet sich schwierig; der kulturelle TB-Nachweis ist die Ausnahme. Immunologische Tests („interferon-γ release assays“, IGRA) sind unzuverlässig. Die empfohlene Polymerase-Kettenreaktion (PCR) gibt zusätzlich zum Erregernachweis Aufschluss über Resistenzen gegen Antituberkulostatika, ist jedoch teuer und steht in vielen Ländern mit hoher HIV- und TB-Prävalenz nicht zur Verfügung. Bei Vorliegen einer TB sollte eine Kombinationstherapie begonnen werden. Parallel wird innerhalb von 2 bis 8 Wochen nach der klinischen Stabilisierung des Patienten die antiretrovirale Therapie (ART) initiiert. Diese gestaltet sich insbesondere bei jungen Kindern in SSA aufgrund begrenzter Therapieoptionen und z. T. erheblicher Medikamenteninteraktionen schwierig. Wird die TB-Diagnose erst nach Beginn der HIV-Therapie gestellt, kann es zu einem heftigen „immune reconstitution inflammatory syndrome“ (IRIS) kommen. Die Umgebungsuntersuchung der Indexpatienten und die präventive Therapie mit Isoniazid sind essenziell, werden jedoch nicht konsequent umgesetzt. Neben der Optimierung diagnostischer und therapeutischer Optionen stellt die primäre Verhinderung der HIV-Infektion von Kindern durch verbesserte Präventionsmaßnahmen die Schlüsselstrategie zur Senkung der TB-Prävalenz und der Kindersterblichkeit dar.