Skip to main content
Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 5/2018

28.02.2017 | Kolposkopie | Originalien

Kolposkopische Befunde bei Verdacht auf sexuelle Gewalt an Kindern

Daten der Medizinischen Kinderschutzambulanz einer deutschen Kinderklinik

verfasst von: Cand med. R. Fett, Dr. T. Brüning, M. Paulussen

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 5/2018

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Hintergrund

Im Jahr 2014 wurden 12.134 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch kriminalstatistisch erfasst. Kommt es in der Folge in Deutschland zu einem Prozess, werden medizinische Berichte zur juristischen Entscheidungsfindung herangezogen. In den meisten Fällen fehlen körperliche Befunde, wodurch die Glaubwürdigkeit des Kindes häufig angezweifelt wird. Infolgedessen ist es wichtig, deskriptive Arbeiten über Befunde bei Kindern durchzuführen, bei denen der Verdacht auf einen sexuellen Missbrauch bestand, jedoch auch bei denen, die keinen Missbrauch erfuhren.

Methoden

In der medizinischen Kinderschutzambulanz der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln wurden im Zeitraum von 3 Jahren 212 Mädchen kolposkopisch untersucht. Die Analyse der Bilder erfolgte retrospektiv. Wir gingen den Fragen nach, welche spezifischen und unspezifischen Befunde das Kollektiv aufwies und welchen Stellenwert Verlaufskontrollen besitzen.

Ergebnisse

Das Alter lag im Median bei 6 Jahren und 4,5 Monaten. Die Mehrheit wies einen Normalbefund entsprechend den Leitlinien nach Adams auf. Viele per Definition hinsichtlich eines Missbrauchs unspezifische Befunde sind aus medizinischer Sicht dennoch pathologisch, z. B. Rötung im Genitalbereich ohne infektiösen Aspekt (43 % der Fälle mit V. a. Missbrauch). Jedes vierte Kind wurde im Verlauf erneut untersucht. Die Verlaufskontrolle war bei den Kindern mit V. a. sexuelle Gewalt bei 38 % zur Klärung somatischer Befunde und bei 33 % anamnestisch hilfreich.

Schlussfolgerung

Das Fehlen eindeutiger körperlicher Befunde schließt einen sexuellen Missbrauch nicht aus. Viele, auch junge Mädchen sind von sexueller Gewalt betroffen. Verlaufskontrollen können bei unspezifischen Befunden die Anamnese stützen; eine Befundänderung im Verlauf kann aussagekräftiger sein als eine Einzeluntersuchung.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Adams J (2007) Normal studies are essential for objective medical evaluations of children who may have been sexually abused. Acta Paediatr 92:1378–1380CrossRef Adams J (2007) Normal studies are essential for objective medical evaluations of children who may have been sexually abused. Acta Paediatr 92:1378–1380CrossRef
2.
Zurück zum Zitat Adams J (2011) Medical evaluation of suspected child sexual abuse: 2011 update. J Child Sex Abus 20:588–605CrossRefPubMed Adams J (2011) Medical evaluation of suspected child sexual abuse: 2011 update. J Child Sex Abus 20:588–605CrossRefPubMed
5.
Zurück zum Zitat Bussen S, Rehn M, Haller A et al (2001) Kindergynäkologische Aspekte des sexuellen Missbrauchs. Zentralbl Gynäkol 123:562–567CrossRefPubMed Bussen S, Rehn M, Haller A et al (2001) Kindergynäkologische Aspekte des sexuellen Missbrauchs. Zentralbl Gynäkol 123:562–567CrossRefPubMed
8.
Zurück zum Zitat Dubowitz H (2007) Healing of hymenal injuries: implications for child health care professionals. Pediatrics 119:997–999CrossRefPubMed Dubowitz H (2007) Healing of hymenal injuries: implications for child health care professionals. Pediatrics 119:997–999CrossRefPubMed
9.
Zurück zum Zitat Herrmann B, Navratil N (2012) Sexual abuse in prepubertal children and adolescents. Endocr Dev 22:112–137CrossRefPubMed Herrmann B, Navratil N (2012) Sexual abuse in prepubertal children and adolescents. Endocr Dev 22:112–137CrossRefPubMed
10.
Zurück zum Zitat Herrmann B, Dettmeyer R, Banaschak S, Thyen U (2016) Kindesmisshandlung, 3. Aufl. Springer, Berlin (Inhaltsteil B Sexueller Kindesmissbrauch)CrossRef Herrmann B, Dettmeyer R, Banaschak S, Thyen U (2016) Kindesmisshandlung, 3. Aufl. Springer, Berlin (Inhaltsteil B Sexueller Kindesmissbrauch)CrossRef
11.
Zurück zum Zitat Jud A (2015) Sexueller Kindesmissbrauch – Begriffe, Definitionen und Häufigkeiten. In: Fegert, Hoffmann, König, Niehues, Liebhardt (Hrsg) Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Springer, Berlin, S 44 Jud A (2015) Sexueller Kindesmissbrauch – Begriffe, Definitionen und Häufigkeiten. In: Fegert, Hoffmann, König, Niehues, Liebhardt (Hrsg) Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Springer, Berlin, S 44
12.
Zurück zum Zitat Kellogg N (2004) Genital Anatomy in Pregnant Adolescents: “Normal” does not mean “nothing happened”. Pediatrics 113:e67CrossRefPubMed Kellogg N (2004) Genital Anatomy in Pregnant Adolescents: “Normal” does not mean “nothing happened”. Pediatrics 113:e67CrossRefPubMed
14.
Zurück zum Zitat McCann J, Miyamoto S, Boyle C, Rogers K (2007) Healing of hymenal injuries in prepubertal and adolescent girls: a descriptive study. Pediatrics 119:e1094–e1106CrossRefPubMed McCann J, Miyamoto S, Boyle C, Rogers K (2007) Healing of hymenal injuries in prepubertal and adolescent girls: a descriptive study. Pediatrics 119:e1094–e1106CrossRefPubMed
15.
Zurück zum Zitat McCann J, Miyamoto S, Boyle C, Rogers K (2007) Healing of nonhymenal genital injuries in prepubertal and adolescent girls: a descriptive study. Pediatrics 120:1000–1011CrossRefPubMed McCann J, Miyamoto S, Boyle C, Rogers K (2007) Healing of nonhymenal genital injuries in prepubertal and adolescent girls: a descriptive study. Pediatrics 120:1000–1011CrossRefPubMed
16.
Zurück zum Zitat Pereda N, Guilerab G, Fornsa M, Gómez-Benito J (2009) The international epidemiology of child sexual abuse: a continuation of Finkelhor (1994). Child Abuse Negl 33:331–342CrossRefPubMed Pereda N, Guilerab G, Fornsa M, Gómez-Benito J (2009) The international epidemiology of child sexual abuse: a continuation of Finkelhor (1994). Child Abuse Negl 33:331–342CrossRefPubMed
17.
Zurück zum Zitat Rauch E, Weissenrieder N, Peschers U (2004) Sexualdelikte – Diagnostik und Befundinterpretation. Dtsch Arztebl 101:A2682–A2688 Rauch E, Weissenrieder N, Peschers U (2004) Sexualdelikte – Diagnostik und Befundinterpretation. Dtsch Arztebl 101:A2682–A2688
18.
Zurück zum Zitat Schröder A, Heil K, Fiebiger K, Hohner M (2015) Verdacht auf Kindesmisshandlung. Lege Artis 5:344 Schröder A, Heil K, Fiebiger K, Hohner M (2015) Verdacht auf Kindesmisshandlung. Lege Artis 5:344
19.
Zurück zum Zitat Stoltenborgh M, van Ijzendoorn MH, Euser EM, Bakermans-Kranenburg MJ (2011) A global perspective on child sexual abuse: meta-analysis of prevalence around the world. Child Maltreat 16:79–101CrossRefPubMed Stoltenborgh M, van Ijzendoorn MH, Euser EM, Bakermans-Kranenburg MJ (2011) A global perspective on child sexual abuse: meta-analysis of prevalence around the world. Child Maltreat 16:79–101CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Kolposkopische Befunde bei Verdacht auf sexuelle Gewalt an Kindern
Daten der Medizinischen Kinderschutzambulanz einer deutschen Kinderklinik
verfasst von
Cand med. R. Fett
Dr. T. Brüning
M. Paulussen
Publikationsdatum
28.02.2017
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 5/2018
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-017-0268-2

Weitere Artikel der Ausgabe 5/2018

Monatsschrift Kinderheilkunde 5/2018 Zur Ausgabe

Pädiatrie aktuell

Für Sie gelesen

Ähnliche Überlebensraten nach Reanimation während des Transports bzw. vor Ort

29.05.2024 Reanimation im Kindesalter Nachrichten

Laut einer Studie aus den USA und Kanada scheint es bei der Reanimation von Kindern außerhalb einer Klinik keinen Unterschied für das Überleben zu machen, ob die Wiederbelebungsmaßnahmen während des Transports in die Klinik stattfinden oder vor Ort ausgeführt werden. Jedoch gibt es dabei einige Einschränkungen und eine wichtige Ausnahme.

Alter der Mutter beeinflusst Risiko für kongenitale Anomalie

28.05.2024 Kinder- und Jugendgynäkologie Nachrichten

Welchen Einfluss das Alter ihrer Mutter auf das Risiko hat, dass Kinder mit nicht chromosomal bedingter Malformation zur Welt kommen, hat eine ungarische Studie untersucht. Sie zeigt: Nicht nur fortgeschrittenes Alter ist riskant.

Begünstigt Bettruhe der Mutter doch das fetale Wachstum?

Ob ungeborene Kinder, die kleiner als die meisten Gleichaltrigen sind, schneller wachsen, wenn die Mutter sich mehr ausruht, wird diskutiert. Die Ergebnisse einer US-Studie sprechen dafür.

Bei Amblyopie früher abkleben als bisher empfohlen?

22.05.2024 Fehlsichtigkeit Nachrichten

Bei Amblyopie ist das frühzeitige Abkleben des kontralateralen Auges in den meisten Fällen wohl effektiver als der Therapiestandard mit zunächst mehrmonatigem Brilletragen.

Update Pädiatrie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.