Erschienen in:
16.09.2021 | Koronare Herzerkrankung | Leitthema
Thromboembolierisiko unter kombinierten hormonellen Kontrazeptiva – aktueller Stand und Verschreibungspraxis
verfasst von:
PD Dr. med. Dorothea Wunder, Prof. Gabriele Merki-Feld
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
|
Ausgabe 4/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Anwendung kombinierter hormoneller Kontrazeptiva (KHK) erhöht das Risiko nicht nur für venöse Thromboembolien (VTE), sondern auch für arterielle Thromboembolien (ATE). Das Thromboembolierisiko ist unter nichtoralen KHK (Pflaster, Vaginalringe) dasselbe wie unter einer oralen KHK. Risikofaktoren wie ein Alter > 35 Jahre, Adipositas, Rauchen und eine positive Familienanamnese müssen erkannt und in die Kontrazeptionsberatung einbezogen werden. Es erfordert eine sorgfältige Erhebung der Anamnese. Eine ausführliche Information über Risiken und Nutzen ist obligat. Dies gilt für Neustarterinnen wie auch für Langzeitanwenderinnen. Die Risikofaktoren müssen bei der jährlichen Neuverschreibung regelmäßig reevaluiert werden. Außerdem ist es wichtig, über Frühsymptome einer Thrombose oder Lungenembolie zu informieren, damit eine schnell einsetzende Therapie möglich wird. KHK haben aber nicht nur Risiken, sondern auch für viele Frauen günstige Wirkungen auf Organe wie Ovar und Endometrium oder auf das allgemeine Wohlbefinden. Bei Erstverschreibung oder Wechsel eines KHK ist immer abzuwägen, ob gewisse Nutzen die Verschreibung eines Präparats mit einem geringfügig höheren Thromboserisiko gegenüber der Pille der zweiten Generation rechtfertigen. Frauen, die bereits eine Pille der dritten Generation oder eine Pille mit Drospirenon bzw. Cyproteronacetat verwenden und sich damit wohl fühlen, müssen nicht zu einem anderen Präparat wechseln (sofern keine neuen Risikofaktoren aufgetreten sind). Für Frauen mit erhöhten Risiken, das heißt mit mehreren relativen oder einer absoluten Kontraindikation, stehen als sichere Alternativen zu KHK reine Gestagenpräparate, Intrauterinpessare oder nach abgeschlossener Familienplanung operative Methoden (Sterilisation/Vasektomie) zur Verfügung.