Erschienen in:
04.04.2016 | Übelkeit | Medizin aktuell
Krebs im hohen Alter: Scores für eine gezielte Therapie
verfasst von:
Philipp Grätzel von Grätz
Erschienen in:
gynäkologie + geburtshilfe
|
Ausgabe 2/2016
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Auszug
Die gesundheitliche Gesamtsituation älterer Menschen werde in der Krebstherapie oft nicht genug berücksichtigt, sagte Prof. Yon-Dschun Ko, Johanniter-Krankenhaus Evangelische Kliniken Bonn. 40 % der 70-Jährigen sterben innerhalb von zehn Jahren an nicht onkologischen Erkrankungen. Die Wirksamkeit einer adjuvanten Therapie, durch die 2 — 4 % mehr Patienten zehn Jahre lang leben, werde allein deswegen schon statistisch ausgedünnt. Infolge eingeschränkter Leber-, Nieren- und Hirnfunktion treten im Alter unerwünschte Wirkungen auch rascher ein und sind schwerer rückgängig zu machen. „Wir müssen uns deswegen bei alten Krebspatienten immer fragen, ob eine Therapie eigentlich noch relevant ist“, so Ko. Entscheidend sei, die nicht krebsbezogene Gesamtprognose zu bewerten. Doch wie können diejenigen erkannt werden, die noch von einer Maximaltherapie profitieren? Imke Ortland, Klinische Pharmazie, Universität Bonn, plädierte für den Einsatz onkogeriatrischer Scores wie den CRASH- oder CARG-Score, die krebs- und krebstherapiebezogene sowie altersbezogene Faktoren einbeziehen und in Bonn derzeit klinisch evaluiert werden. In der Pilotphase mit 20 Krebspatienten jenseits der 70 bescheinigten beide Scores jeweils drei von vier Patienten ein mittleres bis hohes Risiko für starke unerwünschte Wirkungen. Die behandelnden Ärzte dagegen hielten 16 von 20 Patienten fit genug für eine Maximaltherapie. Bei über 100 Patienten wird jetzt prospektiv überprüft, ob die Scores oder Ärzte die Patienten besser einschätzen. Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Pharmazeutisches Institut der Universität Bonn, stellte eine Studie vor, in der bei Krebspatienten in Abhängigkeit vom Risiko für unerwünschte Wirkungen wie Mucositis, Nausea/Emesis, Schmerzen oder Fatigue bestimmte Medikationsmanagementmodule durchlaufen wurden. Auftretende Probleme sollten früh erkannt werden. Unabhängig vom Alter der Patienten ließ sich dadurch das Auftreten schwerer unerwünschter Wirkungen im Mittel um einen Therapiezyklus verzögern, so Jaehde. Im nächsten Schritt soll das Bonner Medikationsmanagement jetzt um onkogeriatrische Assessments erweitert werden. …