Erschienen in:
01.01.2008 | Originalien
Längsschnittuntersuchung alkoholauffälliger Mitarbeiter in einem Großbetrieb nach werksärztlicher Kurzintervention
verfasst von:
B. Croissant, K. Hupfer, S. Loeber, Prof. Dr. K. Mann, A. Zober
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2008
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Zusammenfassung
Hintergrund
In einer Vielzahl von Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Kurzinterventionen geeignet sind, das Trinkverhalten bei Problemtrinkern und Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zu beeinflussen. Das betriebliche Umfeld ist in besonderem Maße geeignet, auf problematisches Trinkverhalten der Mitarbeiter Einfluss zu nehmen. Wir berichten über den Langzeitverlauf alkoholauffälliger Mitarbeiter nach einer werksärztlichen Kurzintervention.
Material und Methoden
Das Trinkverhalten von 100 Mitarbeitern wurde entsprechend den Kriterien der WHO eingeteilt. Unter Verwendung der Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung wurden die Mitarbeiter aufgefordert, den Alkoholkonsum zu reduzieren bzw. einzustellen und sich zu einem Kontrolltermin wieder vorzustellen. Der Follow-up-Zeitraum betrug durchschnittlich 2,03±1,49 Jahre (MW ± SD). Erhoben wurde das Trinkverhalten (TLFB, Time Line Follow Back), biologische Marker (GGT, CDT, MCV), Daten zur Veränderung der persönlichen Situation und Gründe und Auslöser für eine Veränderung.
Ergebnisse
Fünfundvierzig Prozent der Mitarbeiter kamen durch die Empfehlung des Vorgesetzten zum Werksärztlichen Dienst, 24% aus eigener Initiative. Es fanden sich 82% Mitarbeiter mit der Diagnose einer Alkoholabhängigkeit, 4% mit der Diagnose eines schädlichen Gebrauchs, 6% mit einem riskanten Konsum und 8% mit einem fraglich riskanten Konsum. Zum Katamnesezeitpunkt waren 78% der ursprünglich als abhängig diagnostizierten Mitarbeiter abstinent. Für die zum Erstkontakt Nichtabhängigen zeigte sich, dass zum Katamnesezeitpunkt 17% abstinent waren und auch hier die Gesamttrinkmenge signifikant um 79,3% verringert war. Besonders in den Bereichen Lebenszufriedenheit, Gesundheitszustand und Arbeitplatzzufriedenheit zeigten sich Verbesserungen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass eine werksärztliche Kurzintervention im Betrieb geeignet ist, das Trinkverhalten auffälliger Mitarbeiter effizient und effektiv zu beeinflussen. Ein hilfreicher Anstoß zur Veränderung des Trinkverhaltens ist die Angst vor beruflicher Zurückstufung oder Arbeitsplatzverlust.