Skip to main content
Erschienen in: Ethik in der Medizin 2/2016

20.11.2015 | Originalarbeit

„Leben machen, sterben lassen“: Palliative Care und Biomacht

verfasst von: Nina Streeck

Erschienen in: Ethik in der Medizin | Ausgabe 2/2016

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Der Artikel wirft einen kritischen Blick auf die gegenwärtige Theorie und Praxis palliativer Versorgung (Palliative Care), auf ihren Umgang mit dem Sterben und mit Sterbenden und auf die zugrundeliegende Leitvorstellung von einem guten Sterben. Dabei wird Foucaults Begriff der Biomacht als Beschreibungs- und Deutungskategorie zu Rate gezogen. Weil mit Palliative Care das Anliegen verfolgt wird, ein gutes Sterben zu ermöglichen, sind vielfältige Kriterienkataloge und Messinstrumente entstanden, um die Behandlungen nach wissenschaftlichen Maßstäben zu planen und ihren Erfolg zu bestimmen. Im Lichte des Begriffs der Biomacht zeigen sich potenziell problematische Aspekte dieser Entwicklung, die im bioethischen Diskurs üblicherweise verborgen bleiben. Indem die Lebensqualität von Sterbenden verbessert und zu diesem Zweck nicht allein körperliche Beschwerden, sondern auch psychisches, soziales und spirituelles Leiden gelindert werden soll, verschreibt sich die Palliative Care-Bewegung in einer Weise der Steigerung des Lebens, die den Einzelnen überfordern kann und seinen eigentlichen Bedürfnissen womöglich nicht gerecht wird.
Fußnoten
1
Vgl. World Health Organization: WHO Definition of Palliative Care. http://​www.​who.​int/​cancer/​palliative/​definition/​en/​. Zugegriffen: 21. Feb. 2015.
 
2
Quality of Dying and Death Questionnaire: Significant Other After-Death Interview. http://​depts.​washington.​edu/​eolcare/​pubs/​wp-content/​uploads/​2011/​08/​uwqodd-soadi.​pdf. Zugegriffen: 24. Aug. 2015.
 
3
Vgl. World Health Organization: WHO Definition of Palliative Care. http://​www.​who.​int/​cancer/​palliative/​definition/​en/​. Zugegriffen: 21. Feb. 2015.
 
4
European Association for Palliative Care: Definition of Palliative Care. http://​www.​eapcnet.​eu/​Corporate/​AbouttheEAPC/​Definitionandaim​s.​aspx. Zugegriffen: 20. März 2015.
 
Literatur
2.
Zurück zum Zitat Ariès P (2005) Geschichte des Todes, 11. Aufl. DTV, München Ariès P (2005) Geschichte des Todes, 11. Aufl. DTV, München
3.
Zurück zum Zitat Bishop JP (2011) The anticipatory corpse: medicine, power, and the care of the dying. University of Notre Dame Press, Notre Dame Bishop JP (2011) The anticipatory corpse: medicine, power, and the care of the dying. University of Notre Dame Press, Notre Dame
5.
Zurück zum Zitat Bundesamt für Gesundheit, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (2009) Nationale Strategie Palliative Care 2010–2012. BBL, Bern Bundesamt für Gesundheit, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (2009) Nationale Strategie Palliative Care 2010–2012. BBL, Bern
6.
Zurück zum Zitat Bundesamt für Gesundheit, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (2012) Nationale Strategie Palliative Care 2013–2015. BBL, Bern Bundesamt für Gesundheit, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (2012) Nationale Strategie Palliative Care 2013–2015. BBL, Bern
11.
Zurück zum Zitat Foucault M (1987) Sexualität und Wahrheit: Erster Band: Der Wille zum Wissen, 20. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt Foucault M (1987) Sexualität und Wahrheit: Erster Band: Der Wille zum Wissen, 20. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt
12.
Zurück zum Zitat Foucault M (2014) In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesung vom 17. März 1976. In: Folkers A, Lemke T (Hrsg) Biopolitik. Ein Reader. Suhrkamp, Frankfurt, S 88–114 Foucault M (2014) In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesung vom 17. März 1976. In: Folkers A, Lemke T (Hrsg) Biopolitik. Ein Reader. Suhrkamp, Frankfurt, S 88–114
13.
Zurück zum Zitat Gehring P (2006) Was ist Biomacht?: Vom zweifelhaften Mehrwert des Lebens. Campus, Frankfurt Gehring P (2006) Was ist Biomacht?: Vom zweifelhaften Mehrwert des Lebens. Campus, Frankfurt
14.
Zurück zum Zitat Gehring P (2013) Theorien des Todes zur Einführung, 3. Aufl. Junius, Hamburg Gehring P (2013) Theorien des Todes zur Einführung, 3. Aufl. Junius, Hamburg
16.
Zurück zum Zitat Goldsteen M, Houtepen R, Proot IM, Abu-Saad HH, Spreeuwenberg C, Widdershoven G (2006) What is a good death? Terminally ill patients dealing with normative expectations around death and dying. Patient Educ Couns 64:378–386. doi:10.1016/j.pec.2006.04.008 CrossRefPubMed Goldsteen M, Houtepen R, Proot IM, Abu-Saad HH, Spreeuwenberg C, Widdershoven G (2006) What is a good death? Terminally ill patients dealing with normative expectations around death and dying. Patient Educ Couns 64:378–386. doi:10.​1016/​j.​pec.​2006.​04.​008 CrossRefPubMed
25.
Zurück zum Zitat Kübler-Ross E (2009) Interviews mit Sterbenden, 5. Aufl. Kreuz Verlag, Freiburg Br Kübler-Ross E (2009) Interviews mit Sterbenden, 5. Aufl. Kreuz Verlag, Freiburg Br
26.
Zurück zum Zitat McNamara B (2004) Good enough death: autonomy and choice in Australian palliative care. Soc Sci Med 58:929–938CrossRefPubMed McNamara B (2004) Good enough death: autonomy and choice in Australian palliative care. Soc Sci Med 58:929–938CrossRefPubMed
27.
Zurück zum Zitat McNamara B, Waddell C, Colvin M (1994) The institutionalization of the good death. Soc Sci Med 39:1501–1508CrossRefPubMed McNamara B, Waddell C, Colvin M (1994) The institutionalization of the good death. Soc Sci Med 39:1501–1508CrossRefPubMed
29.
Zurück zum Zitat Nauck F, Ostgathe C, Radbruch L (2014) Ärztlich assistierter Suizid: Hilfe beim Sterben – keine Hilfe zum Sterben. Dtsch Ärztebl 111:A67–A71 Nauck F, Ostgathe C, Radbruch L (2014) Ärztlich assistierter Suizid: Hilfe beim Sterben – keine Hilfe zum Sterben. Dtsch Ärztebl 111:A67–A71
31.
Zurück zum Zitat Randall F, Downie RS (2006) The philosophy of palliative care: critique and reconstruction. Oxford University Press, OxfordCrossRef Randall F, Downie RS (2006) The philosophy of palliative care: critique and reconstruction. Oxford University Press, OxfordCrossRef
33.
Zurück zum Zitat Schneider W (2014) Sterbewelten: Ethnographische (und dispositivanalytische) Forschung zum Lebensende. In: Schnell MW, Schneider W, Kolbe H (Hrsg) Sterbewelten. Eine Ethnographie. Springer, Wiesbaden, S. 51–138CrossRef Schneider W (2014) Sterbewelten: Ethnographische (und dispositivanalytische) Forschung zum Lebensende. In: Schnell MW, Schneider W, Kolbe H (Hrsg) Sterbewelten. Eine Ethnographie. Springer, Wiesbaden, S. 51–138CrossRef
37.
Zurück zum Zitat Steinhauser KE, Clipp EC, McNeilly M, Christakis NA, McIntyre LM, Tulsky JA (2000) In search of a good death: observations of patients, families, and providers. Ann Intern Med 132:825–832CrossRefPubMed Steinhauser KE, Clipp EC, McNeilly M, Christakis NA, McIntyre LM, Tulsky JA (2000) In search of a good death: observations of patients, families, and providers. Ann Intern Med 132:825–832CrossRefPubMed
39.
Zurück zum Zitat Van Brussel L, Carpentier N (2012) The discursive construction of the good death and the dying person: a discourse-theoretical analysis of Belgian newspaper articles on medical end-of-life decision making. J Lang Polit 11:479–499. doi:10.1075/jlp.11.4.01van CrossRef Van Brussel L, Carpentier N (2012) The discursive construction of the good death and the dying person: a discourse-theoretical analysis of Belgian newspaper articles on medical end-of-life decision making. J Lang Polit 11:479–499. doi:10.​1075/​jlp.​11.​4.​01van CrossRef
Metadaten
Titel
„Leben machen, sterben lassen“: Palliative Care und Biomacht
verfasst von
Nina Streeck
Publikationsdatum
20.11.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Ethik in der Medizin / Ausgabe 2/2016
Print ISSN: 0935-7335
Elektronische ISSN: 1437-1618
DOI
https://doi.org/10.1007/s00481-015-0374-4

Weitere Artikel der Ausgabe 2/2016

Ethik in der Medizin 2/2016 Zur Ausgabe

Gestationsdiabetes: In der zweiten Schwangerschaft folgenreicher als in der ersten

13.05.2024 Gestationsdiabetes Nachrichten

Das Risiko, nach einem Gestationsdiabetes einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, hängt nicht nur von der Zahl, sondern auch von der Reihenfolge der betroffenen Schwangerschaften ab.

Embryotransfer erhöht womöglich Leukämierisiko der Kinder

13.05.2024 Assistierte Reproduktion Nachrichten

Reproduktionsmedizinische Techniken haben theoretisch das Potenzial, den epigenetischen Code zu verändern und somit das Krebsrisiko der Kinder zu erhöhen. Zwischen Embryotransfer und Leukämie scheint sich ein solcher Zusammenhang bestätigt zu haben.

Alter verschlechtert Prognose bei Endometriumkarzinom

11.05.2024 Endometriumkarzinom Nachrichten

Ein höheres Alter bei der Diagnose eines Endometriumkarzinoms ist mit aggressiveren Tumorcharakteristika assoziiert, scheint aber auch unabhängig von bekannten Risikofaktoren die Prognose der Erkrankung zu verschlimmern.

Darf man die Behandlung eines Neonazis ablehnen?

08.05.2024 Gesellschaft Nachrichten

In einer Leseranfrage in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Dermatology möchte ein anonymer Dermatologe bzw. eine anonyme Dermatologin wissen, ob er oder sie einen Patienten behandeln muss, der eine rassistische Tätowierung trägt.

Update Gynäkologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert – ganz bequem per eMail.