Erschienen in:
01.08.2013 | Leitthema
Die primäre inverse Frakturprothese
Behandlung dislozierter 3- und 4-Fragment-Frakturen des proximalen Humerus beim älteren Patienten
verfasst von:
Dr. B. Ockert, N. Biermann, F. Haasters, W. Mutschler, V. Braunstein
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 8/2013
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Zusammenfassung
Die optimale Behandlung komplexer Frakturen des proximalen Humerus stellt gerade beim älteren Patienten mit reduzierter Knochenqualität und degenerativem Rotatorenmanschettenschaden eine Herausforderung dar. Die primäre Versorgung mit der inversen Frakturendoprothese ist ein Verfahren, über das bisher noch wenige Ergebnisse vorliegen. Ziel unserer Studie war es, das funktionelle Ergebnis 1 Jahr postoperativ zu erheben und mit dem Ergebnis nach Rekonstruktion und winkelstabiler Plattenosteosynthese zu vergleichen.
Im Zeitraum zwischen Februar 2011 und März 2012 wurde bei 24 Patienten (mittleres Alter: 77,9 ± 9,1 Jahre) aufgrund einer 3- oder 4-Fragment-Fraktur des proximalen Humerus mit Head-split- oder Rotatorenmanschettenruptur (> Bateman II) eine inverse Frakturprothese (Aequalis® Reversed Fracture, Tornier©) implantiert. 3, 6 und 12 Monate postoperativ wurden standardisiert das Bewegungsausmaß und der Constant-Score als Rohwert, als alters- und geschlechtsnormalisierter Wert, sowie in Prozent zur unverletzten Seite erhoben. Anschließend wurde der Constant-Score 1 Jahr postoperativ in einer Matched-pairs-Analyse mit Patienten gleichen Alters, Geschlechts und Frakturtyps aus einem Kollektiv von 526 Patienten mit Humeruskopfrekonstruktion und winkelstabiler Plattenosteosynthese vergleichen.
Bei Patienten (mittleres Alter: 77,9 ± 9,1 Jahre), die mit inverser Frakturprothese versorgt wurden betrug 1 Jahr postoperativ das Bewegungsausmaß im Mittel Flexion: 105° ± 29°, Abduktion: 99 ° ± 31 °, Außenrotation: 22 ° ± 23 °, Innenrotation: 65 ° ± 26 °. Bei 6 Patienten lag das Flexions-Abduktions-Ausmaß > 130 °. Alle Patienten erreichten nach 1 Jahr eine Innenrotation bis zum Gesäß, bei 9 Patienten wurde in Innenrotation die obere Lendenwirbelsäule erreicht. Der mittlere Constant-Score betrug nach 1 Jahr 62,4 ± 14, der altersadaptierte Constant-Score 79,2 ± 20,5 und der Constant-Score in Prozent zur unverletzten Seite 76,1 %. In der Vergleichsgruppe mit winkelstabiler Plattenosteosynthese lag der mittlere Constant-Score nach 1 Jahr bei 64,3 ± 13,3 (p = 0,360).
Die primäre Versorgung von komplexen Mehrfragmentfrakturen des proximalen Humerus mit der inversen Frakturprothese ist eine geeignete Alternative beim älteren Patienten insbesondere beim Vorliegen einer ausgedehnten Rotatorenmanschettenruptur und/oder eines nicht rekonstruierbaren Humeruskopfes. Das funktionelle Ergebnis ist bei diesen Patienten nach 1 Jahr vergleichbar zum Ergebnis nach Versorgung mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese.