Erschienen in:
01.09.2015 | Leitthema
Zur Situation der Notfall- und Akutpsychiatrie in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. F.-G.B. Pajonk
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2015
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Zusammenfassung
Der Stellenwert psychiatrischer Notfälle für die Versorgung von Patienten in den Versorgungsbereichen präklinische Medizin, Notaufnahmen und psychiatrische Klinik wurde lange nicht erkannt. Obwohl unverändert viel Unklarheit und noch ein hoher Forschungsbedarf bestehen, darf doch begründet angenommen werden, dass aufgrund eines psychiatrischen Notfalls jährlich etwa 500.000 Patienten vom Notarzt und 1,5 Mio. Patienten in Notaufnahmen versorgt sowie 500.000 Patienten stationär psychiatrisch aufgenommen werden. Die häufigsten Ursachen sind Intoxikationen, Erregungszustände und Suizidalität mit bestehender Eigen- oder Fremdgefährdung oder anderer lebensbedrohlicher gesundheitlicher Schädigung. Notfallpsychiatrische Interventionen beinhalten aber auch kollektive Schäden wie Großschadensereignisse, Katastrophen und Amoklauf. Es gibt Hinweise, dass die Häufigkeit psychiatrischer Notfälle zunimmt. Gründe hierfür sind u. a. Veränderungen in ambulanten und stationären psychiatrischen Versorgungsangeboten, eine Abnahme ressourcenstabilisierender gesamtgesellschaftlicher oder psychosozialer Faktoren und eine Zunahme der Inanspruchnahme notfallmedizinischer Dienste.