Erschienen in:
01.06.2013 | Originalien
Sexueller Missbrauch von Kindern in Hamburg
Vergleich der Fälle aus den Jahren 2005 und 2009
verfasst von:
F. Neumann, K. Püschel, D. Seifert
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Theoretischer Hintergrund
In Hamburg ist jährlich von über 1000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung auszugehen; rund ein Drittel der Opfer sind Kinder zwischen 0 und 14 Jahren. In der forensisch-medizinischen Praxis kommt dem Erstkontakt zu geschädigten Kindern eine besondere Bedeutung zu.
Fragestellung
Ziel dieser Arbeit war der Vergleich der polizeilich angezeigten Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern zwischen 0 und 14 Jahren aus den Jahren 2005 und 2009. Diese wurden hinsichtlich verschiedener forensisch-medizinischer, epidemiologischer und kriminologischer Kriterien analysiert.
Methode
Es wurden 665 in Hamburg polizeilich angezeigte Fälle ausgewertet.
Ergebnisse
Täter und Opfer waren prozentual in den meisten Fällen verwandt oder bekannt. Die Anzeige der Fälle innerhalb der ersten 24 h erfolgte signifikant häufiger nach Missbrauch durch fremde Täter (81,9 %) als bei Missbrauch durch bekannte und verwandte Täter (20,3 %). Der Tatort ließ sich in der Mehrzahl der bearbeiteten Fälle (35,0 %) in die Kategorie „öffentlicher Raum“ einordnen. Insgesamt kam es von 2005 bis 2009 zu einer signifikanten Abnahme der angezeigten Fälle. Das Bildungsniveau der Beschuldigten lag im Jahr 2005 im Schnitt unter dem der Beschuldigten in 2009. Die Anzeige der Taten erfolgte 2009 um 10,8 % häufiger durch Personen, die in einem Aufsichtsverhältnis zum Opfer standen.
Schlussfolgerung
Der Erkenntniszuwachs aus der rechtsmedizinischen Forschung hinsichtlich der Hintergründe und Folgen des sexuellen Missbrauchs von Kindern ist von zentraler Bedeutung, um die Prävention zu fördern und dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit in der Gesellschaft einzuräumen.