Erschienen in:
02.09.2022 | Leitthema
Kokzygodynie – ein häufig unterschätztes Krankheitsbild
verfasst von:
Prof. Dr. med. Achim Benditz, MHBA
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Eines der am häufigsten unterschätzten Krankheitsbilder in orthopädischen Praxen ist die Kokzygodynie. Das Krankheitsbild der Kokzygodynie wurde erstmals 1859 beschrieben. Dennoch bleiben Diskussionen über den Stellenwert der Steißbeinbeschwerden ein kontroverses Thema. Allen Patienten ist gemeinsam, dass sie einen langen Leidensweg mit vielen Behandlern, Untersuchungen und Therapieansätzen hinter sich haben, ohne eine wirkliche Diagnose gestellt bekommen zu haben. Das Leitsymptom der Kokzygodynie ist der Schmerz direkt am untersten Segment des Steißbeins, der häufig nur beim Sitzen auftritt und durch den Lagewechsel – meist von sitzender in die stehende Position – verstärkt wird. Als Auslöser kann nur in 50 % der Fälle ein Trauma beschrieben werden. Frauen sind 4‑mal häufiger betroffen als Männer. Als Goldstandard für die Bildgebung sollten dynamische, seitliche Röntgenbilder des Steißbeins im Stehen und im Sitzen angesehen werden. Nach Diagnosestellung sollte zunächst die konservative Therapie mittels oraler NSAR(nichtsteroidales Antirheumatikum)-Einnahme, Entlastung durch ein Steißbeinkissen mit Aussparung und ggf. Krankengymnastik zur Stärkung oder auch Lockerung des Beckenbodens begonnen werden. Auch lokale Infiltrationen mit einem Glukokortikoid und Lokalanästhetikum direkt im schmerzhaften Bereich sind häufig vielversprechend. Bei Beschwerdepersistenz mehr als 6 Monate kann die operative Therapie im Sinne der Entfernung des Steißbeins mit den Betroffenen besprochen werden. Die Literatur zeigt bei richtiger Indikationsstellung eine Erfolgsquote von 80–90 %.