Erschienen in:
01.03.2005 | Originalarbeit
Explizite und implizite psychoanalytische Behandlungspraxis
verfasst von:
Prof. Dr. med. M. Ermann
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Die Psychoanalyse wurde mit dem Ziel konzipiert, Verdrängungen dem Bewusstsein zugänglich zu machen und dadurch die Kindheitsamnesie aufzuheben (Freud 1937). Mit der Ausweitung des psychoanalytischen Behandlungsspektrums auf präödipale Störungen und Verbreitung der Objektbeziehungstheorie entwickelte sich allerdings eine alternative Behandlungsstrategie, die „Therapie der emotionalen Erfahrung“. Der damit verknüpfte Dualismus führte lange zu einer Kontroverse über eine einheitliche psychoanalytische Behandlungstechnik. Nur langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass angemessene Deutungen und ein entwicklungsfördernder Umgang mit der Übertragung zwei therapeutische Ansätze darstellen, die nicht voneinander zu trennen sind.
Vor dem Hintergrund der neueren Gedächtnisforschung zeigt sich, dass beide Ansätze sich einerseits ergänzen, andererseits aber auch gegensätzliche Pole im Indikationsspektrum der psychoanalytischen Praxis repräsentieren. Die „Einsichtstherapie“ der klassischen Analyse hat das episodische, explizite Gedächtnis als Bezugspunkt und in dieser Weise auch weiterhin Gültigkeit. Demgegenüber bezieht sich die „Therapie der emotionalen Erfahrung“ auf implizites Erfahrungswissen, das den Kern der Patienten mit einer Entwicklungspathologie ausmacht.
In dieser Arbeit wird die „implizite psychoanalytische Behandlungspraxis“ im Umgang mit archaischen Ich-Zuständen erläutert. Dabei wird die Bedeutung der bekannten Behandlungskonzepte Objektverwendung, Metabolisierung und „containment“ hervorgehoben.