Erschienen in:
01.05.2013 | Übersichtsarbeit
„Low-Flow/Low-Gradient“-Aortenklappenstenose
Klinisches und diagnostisches Spektrum
verfasst von:
S. Herrmann, M. Niemann, S. Störk, K. Hu, W. Voelker, G. Ertl, Prof. Dr. F. Weidemann
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
„Low-Gradient“-Aortenstenosen (AS) stellen eine besondere Herausforderung an den Untersucher im Hinblick auf eine exakte Diagnose und deren optimale Therapie dar. Die Schwierigkeit besteht in der Einschätzung des Schweregrades der AS, die ausschlaggebend für die weitere Behandlung und Prognose ist. Niedriger Fluss und niedriger Gradient können Folge einer systolischen und diastolischen Dysfunktion sowohl bei hochgradiger Aortenstenose als auch bei mittelgradiger Aortenstenose im Rahmen nichtvalvulärer Ursachen sein. Letztere Gruppe ist als Pseudoaortenstenose zu interpretieren, sofern es gelingt, durch Interventionen den niedrigen Fluss zu steigern. Andererseits ist nur bei der ersten Gruppe zu erwarten, dass die Patienten vom Klappenersatz profitieren; bei der zweiten Gruppe müssen die Begleiterkrankungen im Fokus der Therapie stehen. Folglich kommt es laut aktuellen Beobachtungsregistern bei bis zu 30% der Patienten mit einer hochgradigen Aortenklappenstenose zu einer Unterversorgung aufgrund von Fehleinschätzung des Schweregrads und des zu erwartenden operativen Risikos. Verlaufsuntersuchungen belegen zudem, dass sich Patienten mit einer „Low-Flow/Low-Gradient“-Stenose und grenzwertig-normaler Ejektionsfraktion (EF) in einem fortgeschrittenem Stadium ihrer Erkrankung befinden, da sie häufig trotz erhaltener EF eine erhebliche longitudinale Funktionseinschränkung mit ausgeprägter subendokardialer Myokardfibrose im Rahmen des myokardialen Remodelings entwickelt haben. Aortenklappenöffnungsfläche, mittlerer Gradient und EF können daher nicht als alleinige Größen für klinische Entscheidungsbildung dienen, sondern müssen in Kombination mit Herzzeitvolumen, speziellen Herzfunktionsparametern und klinischem Erscheinungsbild betrachtet werden.