Erschienen in:
01.12.2009 | Arzneimitteltherapie
Arzneimitteltherapie im Alter
Wo liegen die Probleme? Was soll man tun, was muss man lassen?
verfasst von:
Prof. Dr. H.K. Berthold, E. Steinhagen-Thiessen
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 12/2009
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Zusammenfassung
Der Arzneimittelgebrauch steigt im höheren Lebensalter parallel zur Krankheitslast (Multimorbidität) deutlich an. Ältere Menschen haben häufigere und schwerere unerwünschte Arzneimittelwirkungen als jüngere. Unabdingbar für eine sichere Medikation ist die Beachtung von physiologischen Veränderungen im Alter und ihrer Bedeutung für Pharmakokinetik und Pharmakodynamik sowie eine kritische Indikationsstellung mit klar definierten, am individuellen Gesamtkonzept orientierten Zielen. Wichtig ist die Durchführung von geriatrischen Assessments, die u. a. die Aktivitäten des täglichen Lebens, den Grad der Selbständigkeit in der Versorgung, den kognitiven Status, die soziale Situation, den Hilfebedarf sowie den Ernährungszustand erfassen. Das kalendarische Alter eines Patienten ist dagegen ein eher untergeordnetes Maß für medikamentöse Therapieentscheidungen. Praktische Hilfen (Dispensiersysteme, Hilfe bei visuellen, taktilen oder kognitiven Einschränkungen etc.) können Adhärenz und Sicherheit und damit den Therapieerfolg verbessern. Erkennen und Vermeiden von unerwünschten Arzneimittelwirkungen könnte die bedeutendste Einzelmaßnahme bei den potenziell reversiblen Leiden des Alters sein. Listen mit im Alter ungeeigneten Arzneimitteln sind wegen ihrer kategorischen Empfehlungen nur bedingt zielführend. Wünschenswert wäre eine stärkere Beachtung patientenseitiger Faktoren, um risikoträchtige Medikationen zu vermeiden.