Erschienen in:
01.02.2010 | Leitthema
Verletzungsmuster und -ursachen in modernen Kriegen
verfasst von:
SA Dr. R. Lechner, G. Achatz, T. Hauer, H.-G. Palm, A. Lieber, C. Willy
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Epidemiologische Analysen von Verletzungsmustern und -mechanismen sind von Interesse, um daraus fachliche Anforderungen an den vor Ort agierenden Chirurgen, Weiterbildungskonzepte und die erforderliche Infrastruktur abzuleiten. Hierfür wurden eine Medline-Recherche (1949–2009) (Stichwörter „combat“, „casualties“, „war“, „military“, „wounded“, „neurosurgery“), „Google-Suchläufe“ im worldwide web sowie eine Datenanalyse der im Afghanistan- und Irakkonflikt verstorbenen alliierten Soldaten durchgeführt. Im Irakkonflikt starben bisher 4688 alliierte Soldaten, im Afghanistankonflikt 1538 (Stand 10.12.2009). Hiervon verstarben 22% der Soldaten ohne Feindeinwirkung, 33% unmittelbar bei Kampfhandlungen und die Mehrheit von 45% durch indirekte Kampfhandlungen. Die Hauptverletzungsursachen sind Sprengsätze (70%) und Schussverletzungen. Haupttodesursachen sind bei den in Kampfhandlungen getöteten Soldaten („killed in action“) Verletzungen des Körperstamms (40%) und Schädel-Hirn-Verletzungen (35%). Im Irakkrieg beträgt die „case fatality rate“ annähernd die Hälfte des Vietnamkriegs. Die „Killed-in-action“-Rate in Afghanistan ist mit 18,7% ähnlich der im Vietnamkrieg (20,0%). Im Gegensatz dazu zeigt sich jedoch eine Verdoppelung der Amputationsrate. Etwa 8–15% der tödlich endenden Verletzungen erscheinen überlebbar.
Der Militärchirurg muss ein breites Feld der Chirurgie kompetent abdecken: lebensrettende Notfallmaßnahmen, v. a. im Bereich der Thorax-, Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie praktische Fähigkeiten im Bereich der Neurotraumatologie und Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie. Für den Therapieerfolg ist die ausreichende Bereithaltung von taktischem und strategischem „medical evacuation“ (MedEvac) für den Verwundetentransport von wesentlicher Bedeutung.