Erschienen in:
01.03.2010 | Originalien
Prävalenz der Komorbidität Psychose und Sucht
Klinisch-epidemiologische Ergebnisse aus verschiedenen Behandlungssettings in einer deutschen Großstadt
verfasst von:
T. Schnell, K. Neisius, J. Daumann, Prof. Dr. E. Gouzoulis-Mayfrank
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2010
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Zusammenfassung
Komorbide Abhängigkeitserkrankungen sind bei schizophrenen Psychosen von großer klinischer Bedeutung, da sie häufig vorkommen und in der Regel mit einer ungünstigen Langzeitprognose assoziiert sind. Der klinische Eindruck lässt über die letzten 10–20 Jahre einen deutlichen Anstieg komorbider Suchterkrankungen bei Patienten mit Schizophrenie vermuten; dennoch präsentiert sich die Studienlage uneinheitlich. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Prävalenz von Suchterkrankungen in einer großen klinischen Stichprobe schizophrener Patienten aus einer deutschen Großstadt (Köln) zu erheben. Dabei wurden die Prävalenzen in unterschiedlichen Behandlungssettings erhoben (ambulant vs. stationär, Universitätsklinik vs. großes psychiatrisches Versorgungskrankenhaus) und es wurden die Risikofaktoren für das Auftreten einer komorbiden Sucht sowie die Präferenzen für bestimmte Substanzen untersucht. Bei der Gesamtstichprobe von 2337 Patienten mit Schizophrenie fand sich eine Lebenszeitprävalenz von 29,4% für Abhängigkeitserkrankungen, wobei die Zahlen in Abhängigkeit vom Behandlungssetting variierten (deutlich höhere Komorbidität bei den stationären Patienten). Alkohol und Cannabis waren die am häufigsten konsumierten Substanzen. Aus der Literatur bekannte Risikofaktoren für eine Abhängigkeitserkrankung wie männliches Geschlecht, Ledigsein und niedriger Ausbildungsstand konnten bestätigt werden.