Erschienen in:
01.04.2014 | Leitthema
Multimorbidität: Konzept, Epidemiologie, Versorgung
verfasst von:
Prof. Dr. R. Dodel, MPH
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Multimorbidität wird als das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Erkrankungen oder Gesundheitsprobleme (mindestens 2 oder mehr) bei einer Person definiert. Abzugrenzen hiervon ist der Begriff der Komorbidität, der das Auftreten zusätzlicher Erkrankungen zu einer Haupt- oder Indexerkrankung bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Mehrfacherkrankungen steigt mit dem Alter an und stellt ein zunehmendes Problem für die betroffenen Patienten, deren Angehörigen, aber auch für das Gesundheitssystem dar, da multimorbide Patienten eine verringerte Lebensqualität angeben, oftmals einen erhöhten Pflegebedarf benötigen und auf allen Ebenen mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. Die Prävalenz der Multimorbidität ist aufgrund der unterschiedlichen Konzeptualisierung und der altersabhängigen Häufung schwierig abzuschätzen. Die Zahlen variieren in den unterschiedlichen Studien stark und liegen entsprechend dem untersuchten Kollektiv zwischen 3 und 50 %, z. T. auch höher. Die Behandlung der Patienten ist oftmals schwierig und führt in nicht seltenen Fällen zur Verabreichung einer Vielzahl von Medikamenten und Wirkstoffen, die nicht aufeinander abgestimmt sind und so die Gefahr für unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei einer fragilen Population zusätzlich erhöhen können.
Ziel dieses Artikels ist es, einen kurzen Überblich über die Konzeptualisierung des Begriffes der Multi- und Komorbidität zu geben und die Epidemiologie und Versorgung von Patienten mit Mehrfacherkrankungen im nationalen Kontext darzustellen.