Erschienen in:
01.04.2012 | Leitthema
Metabolische Langzeitprobleme bei der Harnableitung
verfasst von:
R. Stein, C. Ziesel, S. Frees, J.W. Thüroff
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 4/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der Nachsorge wird den metabolischen Langzeitproblemen und Konsequenzen nach Harnableitung unter der Verwendung von Darmsegmenten wenig Beachtung geschenkt. Subklinische metabolische Störungen treten relativ häufig auf, Komplikationen sind deutlich seltener. Die sezernierenden und absorbierenden Eigenschaften der verwendeten Segmente bleiben nach Inkorporation in den Harntrakt beibehalten, wobei die Resorptionsfläche des verwendeten Darmsegments für die physiologische Funktion des Gastrointestinaltrakts verloren geht.
Die Veränderungen im Elektrolythaushalt sind von dem verwendeten Darmsegment abhängig; wird Ileum oder Kolon verwendet, kann es zur Verminderung des „base excess“ kommen. Komplikationen wie Azidose oder eine Verminderung der Knochendichte können durch einen frühzeitigen prophylaktischen Ausgleich verhindert werden. Für Malabsorbtionssyndrome (Vitamin B12, Gallensäure, fettlösliche Vitamine) kann die Resektion von Ileumsegmenten verantwortlich gemacht werden, bei der Verwendung von Kolonsegmenten sind Elektrolytstörungen häufiger.
Zusammenfassend sind metabolische Veränderungen nach Harnableitung unter Verwendung von Darmsegmenten relativ häufig, schwerwiegenden Komplikationen lassen sich jedoch durch sorgfältige Patientenselektion, konsequente Nachuntersuchungen und frühzeitige medikamentöse Intervention (Alkalisierung bei Azidose, Substitution von Vitamin B12) beherrschen.