Erschienen in:
01.12.2014 | Leitthema
Die HAROW-Studie: ein Beispiel für Versorgungsforschung
Prospektive, nicht-interventionelle Studie zur Behandlung des Niedrig-Risiko-Prostatakarzinoms
verfasst von:
Dr. J. Herden, FEBU, N. Ernstmann, D. Schnell, L. Weißbach
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die HAROW-Studie [Hormontherapie, Active Surveillance (AS), Radiotherapie, Operation und Watchful Waiting (WW)] wurde initiiert, um die Versorgungssituation von Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom prospektiv und nicht-interventionell zu untersuchen. Es wird der Frage nachgegangen, wie mit den möglichen Behandlungsoptionen im klinischen Alltag umgegangen wird.
Methodik
Es konnten insgesamt 3169 Patienten eingeschlossen werden, die von 259 niedergelassenen Ärzten versorgt wurden. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Mittel 28,4 Monate. Von den behandelnden Ärzten wurden in 6-monatigen Intervallen klinische Parameter des Ausgangsbefunds, Daten zum Krankheitsverlauf sowie zur Patient-Arzt-Beziehung erhoben.
Ergebnisse
Der größte Anteil von Patienten mit niedrigem Risikoprofil fand sich in den Gruppen mit defensiver Vorgehensweise (AS und WW). Die höchste Progressionsrate lag erwartungsgemäß in der AS-Gruppe. 112 AS-Patienten (23,9 %) wechselten die Behandlungsstrategie; 21 von ihnen aufgrund ärztlicher Empfehlung trotz fehlender Zeichen einer Progression. Metastasen wurden am häufigsten in der WW-Gruppe gesehen (1,5 %); AS-Patienten blieben ohne Metastasennachweis. Bei der Krankheitsbewältigung fand sich in allen Gruppen eine gute ärztliche Unterstützung, die in der AS-Gruppe am höchsten war.
Schlussfolgerung
Die Daten erlauben eine differenzierte vergleichende Auswertung von Patienten- und Tumorcharakteristika für die einzelnen Therapieoptionen. Die Indikation zur AS wurde überwiegend im Sinne der Leitlinie gestellt. Auffällig ist in der AS-Gruppe der hohe Anteil an Abbrüchen, die aufgrund der Arztempfehlung trotz Fehlens einer klinischen Notwendigkeit erfolgte, was auf den teilweise noch unsicheren Umgang mit dieser Strategie hindeutet. Die Ergebnisse zur Kommunikation mit den behandelnden Ärzten zeigen, dass die Patienten sich in Therapieentscheidungen einbezogen fühlen.