Zusammenfassung
Stillen ist zunehmend in das Zentrum des öffentlichen Interesse gerückt. Schon lange bekannt ist die signifikant geringere Mortalität und Morbidität gestillter Säuglinge an infektiösen Durchfällen in tropischen Ländern, aber auch in Nordamerika und Europa. Langfristige Auswirkung auf die Organ- und Funktionsdifferenzierung werden angenommen. Dies gilt besonders für die Entwicklung des ZNS durch die in der Muttermilch enthaltenen, langkettigen, hochgesättigten Fettsäuren. Epidemologische Studien zeigen eine Risikoverminderung gestillter Kinder gegenüber malignen Lymphomen und familiären Belastungen wie Diabetes und M. Crohn. Immunologische Inhaltsstoffe der Muttermilch – vor allem das in den ersten Lebenstagen neben Lysozym und Lactoferin schon im Kolostrum in großen Mengen produzierte sekretorische IgA – tragen zur Risikominderung gegenüber Infektionen und allergischen Reaktionen bei. Dank ihrer Nährstoffzusammensetzung ist die Muttermilch die Idealnahrung für gesunde, reife Säuglinge.
Aber auch potentielle Risiken durch das Stillen sind zu beachten: stärkere postnatale Gewichtsabnahme bei zunächst geringer Milchbildung, erhöhte Bilirubinwerte, Schädigung durch Medikamenten- oder Drogenkonsum der Mutter, Übergang von Pestiziden in die Muttermilch (DDT, HCB, BCB, Lindan).
Zum Thema Stillförderung wird auf die UNICEF-Initiative „Stillfreudiges Krankenhaus“ hingewiesen und auf die Bedeutung des „Rooming-in“ eingegangen. Ob das Zufüttern mit Glukose/Elektrolyt-Lösung oder mit Säuglingsnahrung erfolgen soll, wird ebenso besprochen wie die Problematik der Eigenherstellung von Flaschennahrung, der sogen. „milchfreien Ernährung“ und des generellen Einsatzes von laktosefreier Sojanahrung.
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Koletzko, B. Zur Ernährung des Neugeborenen. Gynäkologe 30, 34–44 (1997). https://doi.org/10.1007/PL00002999
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