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Erschienen in: Psychotherapeut 1/2004

01.01.2004 | Originalien

Verbesserung psychischer Allgemeinfunktionen durch Psychotherapie

Drei psychotherapeutische Verfahren im Vergleich

verfasst von: Dr. med. Sebastian Hartmann, Siegfried Zepf

Erschienen in: Die Psychotherapie | Ausgabe 1/2004

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Zusammenfassung

Im Rahmen einer bundesweiten Fragebogenuntersuchung, die eine systematische Replikation der 1994 in den USA durchgeführten Consumer-Reports-Study für Deutschland darstellte, wurden mit Hilfe des ins Deutsche übersetzten Originalfragebogens Psychotherapiepatienten, u. a. nach einer Verbesserung der Zielsymptomatik sowie nach Veränderungen unspezifischer psychischer Allgemeinfunktionen, wie Beziehungsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit, Fähigkeit zur Stressbewältigung, körperliches Wohlbefinden, Lebensfreude, persönliche Entwicklung, Verständnis für andere, Selbstwertgefühl und Stimmungslage, durch die Behandlung befragt. Bei der Auswertung der Antworten zeigte sich, dass eine psychotherapeutische Behandlung nicht nur zu einer deutlichen Symptombesserung, sondern auch zu einer Besserung dieser unspezifischen psychischen Allgemeinfunktionen führt. Und je länger die Behandlung erfolgt war, desto größer fielen die Besserungsraten aus. Der Vergleich der unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren offenbarte marginale Unterschiede zwischen Psychoanalyse, tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapie und Verhaltenstherapie.
Fußnoten
1
Eine zeitlich-differenzierte Abfolge der Verbesserungen in der Psychotherapie beschrieb Lueger (1995), der sich dabei auf das Phasenmodell von Frank u. Frank (1991) stützte. In seiner Metaanalyse von 100 Psychotherapieevaluationsstudien bestätigte sich im Wesentlichen die Annahme eine Kausalsequenz von Besserungen in der Zielsymptomatik und dem allgemeinen psychischen Funktionsniveau; hierbei ist die Besserung des allgemeinen Funktionsniveaus durch die Symptombesserung bedingt und folgt dieser zeitlich nach.
 
2
Auch den Vergleich zwischen den unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren hinsichtlich der in der CR-Studie im Zentrum stehenden Fragen nach 1.) der Besserung des spezifischen Problems, das zur Behandlung geführt hat, 2.) der Therapiezufriedenheit, 3.) der Besserung des psychischen Allgemeinbefindens und der daraus resultierenden Gesamteffektivität der Behandlung auf den dort entwickelten Skalen haben wir bereits an anderer Stelle (Hartmann u. Zepf 2002) durchgeführt.
 
3
Der Fragebogen kann bei den Verfassern angefordert werden.
 
4
Bei der Beschreibung der Beschwerden waren Mehrfachnennungen möglich.
 
5
Die Gewichtungsfaktoren für die einzelnen Fälle errechneten sich jeweils aus dem Quotienten zwischen der durchschnittlichen prozentualen Verteilung der jeweiligen Schulbildung aller Verfahren und der besonderen Verteilung der jeweiligen Schulbildung für das einzelne Verfahren, dem der zu berechnende Fall zuzuordnen war. Beispielsweise wurde ein Fall aus einer psychoanalytischen Behandlung, der als Schulbildung „Hauptschule“ angab, mit dem Faktor 11,6/4,6, also 2,52 gewichtet, da durchschnittlich 11,6% der Patienten aller Verfahren und 4,6% der Psychoanalysepatienten „Hauptschule“ angegeben hatten. Einen Fall aus einer psychoanalytischen Behandlung hingegen, der „Abitur“ vermerkt hatte, gewichteten wir mit dem Faktor 0,83 (60,7/72,9). Analog wurde auch mit den Fällen aus den anderen psychotherapeutischen Verfahren umgegangen.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Verbesserung psychischer Allgemeinfunktionen durch Psychotherapie
Drei psychotherapeutische Verfahren im Vergleich
verfasst von
Dr. med. Sebastian Hartmann
Siegfried Zepf
Publikationsdatum
01.01.2004
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Psychotherapie / Ausgabe 1/2004
Print ISSN: 2731-7161
Elektronische ISSN: 2731-717X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00278-003-0347-9

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