Erschienen in:
01.09.2008 | Psychotherapie aktuell
Erinnern, Gedächtnis, Psychoanalyse
Prozedurale und deklarative Modi des Erlebens
verfasst von:
Prof. Dr. Michael Ermann
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 5/2008
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Auszug
Im Heft 16/2005 titelte der Spiegel „Hatte Freud doch recht?“ Mit Blick auf die Neurowissenschaften und speziell auf die Hirnforschung gelangten die Journalisten zu einem Ergebnis, das zu überraschen schien: Zentrale Konzepte der Psychoanalyse sind mit den Ergebnissen der modernen Neurowissenschaften vereinbar! Was Freud entdeckt und zunächst spekulativ erklärt hatte, wird inzwischen in den Labors der Hirnforschung, in den Experimenten der Gedächtnisforscher und unter dem Blick der Säuglingsforscher durch objektive Befunde untermauert (Süddeutsche Zeitung vom 11.07.2007: „Erfolgsspuren im Hirn“; vgl. z. B. Schiepek
2003; Grawe
2004; Lambert u. Ogles
2004; Orlinsky et al.
2004; Gündel
2006). Danach finden zentrale Konzepte wie Verdrängung oder Dissoziation heute rationale Erklärungen. Psychisch bedingte Symptome sind nicht länger okkulte Phänomene. Sie beruhen auf neurophysiologischen Gedächtnisspuren, die bis ins Kleinkindgehirn zurückreichen. Die Redekur, Freuds psychoanalytisches Heilmittel, verändert die Vernetzungen im Gedächtnis und dessen Funktionszustand. Träume erscheinen nicht mehr als mystische Phänomene, sondern als Aktivierung eines komplexen Zusammenspiels neuronaler Zentren im Dienste der Informationsverarbeitung. …