Erschienen in:
12.07.2023 | Leitthema
Lipohyperplasia dolorosa
Zumutung und Herausforderung für die Psyche der Betroffenen
verfasst von:
Dr. phil. Beate West-Leuer
Erschienen in:
Die Dermatologie
|
Ausgabe 8/2023
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Zusammenfassung
Die Lipohyperplasia dolorosa (LiDo) ist eine genetisch bedingte, schmerzhafte Fettverteilungsstörung mit einer lymphologischen Hochvolumentransportinsuffizienz. Sie hat häufig negative Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden betroffener weiblicher Jugendlicher und Erwachsener. Im Erscheinungsbild einer adipösen Entwicklung ähnlich, erleben die Patientinnen ähnlich abwertende Reaktionen in ihren Familien, bei Partnern und Freunden. Die Herausbildung der LiDo fällt zumeist in die Adoleszenz oder in die Zeit nach einer Schwangerschaft und stellt eine beträchtliche psychische Belastung in zentralen Phasen der narzisstischen Entwicklung dar. Diese psychischen Beeinträchtigungen durch die LiDo sind langjährige Begleiter und beeinflussen die zwischenmenschlichen Beziehungen. Drei Fallvignetten dienen der Verdeutlichung. Im ersten Fall wirkt die LiDo wie auf einen neurotischen Konflikt „aufgepfropft“, was die akuten und chronifizierten Schmerzen der Betroffenen verstärkt. Im zweiten Fall zeigt die Betroffene im Kontakt Verdrängungsmechanismen, die von einer hohen Belastung zeugen und vom sozialen Umfeld eine erhebliche Sensibilität im Umgang erfordern. Im dritten Fall hat sich die Betroffene, nachdem sie sich mit der Erkrankung intensiv auseinandergesetzt hat, einer medizinischen Fachbehandlung und mehreren Operationen unterzogen. Die positiven Auswirkungen auf das körperliche und psychische Wohlbefinden werden durch psychologische Begleitung stabilisiert. Als Option verstanden, können sich die Betroffenen für oder gegen eine chirurgische Behandlung entscheiden. Als Folge einer Behandlung werden die vorher abgelehnten Extremitäten stärker integriert. Arme und Beine passen im Erleben der Betroffenen wieder zum eigenen Bild vom äußeren Körper. Diese positive Veränderung bezieht sich auch auf das intrapsychische Körperselbstbild.