Erschienen in:
01.05.2014 | Leitthema
Neue Optimierungswege der allgemeinärztlichen Betreuung bei Typ-2-Diabetes
Ergebnisse der DIANA-Studie
verfasst von:
Dr. G. Rüter, U. Mons, H. Brenner
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Betreuung von Diabetespatienten erfolgt größtenteils über Hausärzte. Um bei den Patienten eine ausreichende Blutzucker- und Blutdruckkontrolle zur Vermeidung von Komplikationen und Folgeerkrankungen zu erreichen, sind ein patientenorientiertes Krankheitsmanagement und die Unterstützung des patientenseitigen Selbstmanagements zentral. Diese Aufgaben können teilweise delegiert werden.
Ziel der Arbeit
Die Studie „Diabetes mellitus: Neue Wege der Optimierung der allgemeinärztlichen Betreuung“ (DIANA) ist eine versorgungsepidemiologische hausarztbasierte prospektive Kohortenstudie mit dem Ziel, die aktuelle hausärztliche Versorgungssituation und die Auswirkungen einer patientenorientierten Versorgung auf den Krankheitsverlauf von Diabetespatienten zu untersuchen. Des Weiteren sollte der Nutzen eines regelmäßigen Telefonsupports über 12 Monate durch geschulte medizinische Fachangestellte (MFA) evaluiert werden.
Material und Methode
Die DIANA-Studie unterteilt sich in eine Basiserhebung und eine Interventionsstudie. An der Studie nahmen 38 Hausarztpraxen mit insgesamt 1146 Patienten mit diagnostiziertem Typ-2-Diabetes teil. Die Basiserhebung erfolgte mithilfe standardisierter Fragebogen durch die Patienten und durch die behandelnden Studienärzte. Darüber hinaus wurde den Patienten Blut abgenommen und der HbA1c-Wert in einem zertifizierten Zentrallabor bestimmt. Patienten mit einem HbA1c > 7,5 % in der Basiserhebung kamen für die Teilnahme an der Interventionsstudie infrage. In dieser Subpopulation von 204 Patienten wurde die Wirksamkeit einer Intervention mit Telefonsupport durch medizinische Fachangestellte der Studienarztpraxen untersucht. Diejenigen, die einer Teilnahme zustimmten, wurden zentral im Studienzentrum individuell randomisiert entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugewiesen. Bei der Kontrollgruppe wurde die übliche hausärztliche Regelversorgung („usual care“) fortgeführt.
Ergebnisse
Der HbA1c-Wert als bedeutender Zielparameter der Diabetestherapie lag mit durchschnittlich 6,9 % innerhalb des Zielkorridors der neuen Nationalen VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes von 6,5–7,5 %. Allerdings befand sich auch etwa ein Fünftel der Patientenwerte oberhalb des Korridors und damit in einem unbefriedigenden Bereich. Dazu wiesen die teilnehmenden Patienten bedeutende Begleiterkrankungen auf, wie Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Depression. Ein weiteres Problemfeld stellt die Medikationstreue der Patienten dar. Selbst angegebene geringe Medikationsadhärenz ist mit schlechter Stoffwechsellage, insbesondere bei Männern, assoziiert. Junge, erwerbstätige und unverheiratete Patienten und solche mit Depressionssymptomen scheinen besonders gefährdet. Die Intervention durch die MFA hatte nur begrenzte Effekte. Der Hauptendpunkt HbA1c wurde in der Interventions- und der Kontrollgruppe etwa in gleicher Weise beeinflusst. In der Interventionsgruppe gab es einen Rückgang des systolischen Blutdrucks, der allerdings nicht nachhaltig über das Interventionsende erhalten blieb. Erst nach Ende der Intervention zeigten sich Veränderungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zugunsten der Interventionsgruppe.
Schlussfolgerung
Es existiert eine große Problemgruppe von Diabetespatienten mit unbefriedigender Stoffwechsellage. Hausärzte sollten sich auf diese konzentrieren und dabei wissen, dass jüngere, erwerbstätige und alleinlebende sowie depressive Patienten besonders betroffen sind. Eine längerfristige Begleitung durch geschulte MFA könnte hierbei helfen.