Erschienen in:
01.11.2012 | Originalien
Neues Dienstzeitenmodell für Ärzte in der Anästhesie
Eine Analyse 3 Jahre nach Implementierung
verfasst von:
Dr. J. Maschmann, M. Holderried, G. Blumenstock, M.A. Rieger, M. Bamberg, P. Rosenberger, T. Wagner
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Einhaltung der im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) vorgegebenen Begrenzungen ärztlicher Arbeitszeit stellt Universitätskliniken mit ihrer Verbindung von Krankenversorgung, Lehre und Forschung vor besondere Herausforderungen. Dies gilt besonders für den Anästhesiebereich mit seinem Servicecharakter, dessen Personalkosten möglichst konstant bleiben sollten.
Methoden
Am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) wurde 2007 gemeinsam mit der Abteilung für Anästhesie ein neues Arbeitszeitmodell entwickelt und 2008 eingeführt. Dienstplanung und -dokumentation erfolgen seither elektronisch. Für die Jahre 2009 und 2010 wurde untersucht, inwieweit die durchschnittliche Wochenarbeitszeit (dWAZ) der Beschäftigten von 48 h (ohne „opt-out“) und 54 h (mit „opt-out“/freiwilliger individueller Erhöhung der zulässigen durchschnittlichen Wochenarbeitszeit) eingehalten werden konnte und wie häufig es zu Überschreitungen der 10-h-Tageshöchstarbeitszeitgrenze (10-h-TAZ) kam. Außerdem wurden die Personalstärke sowie die Personalkosten auf die erbrachte Anästhesiepräsenzzeit (APZ) der jeweiligen Jahre bezogen und mittels einfaktorieller Varianzanalyse verglichen.
Ergebnisse
Im Jahr 2009 konnten 84,4% (81/96) der Anästhesisten ihre individuelle dWAZ von 48 bzw. 54 h einhalten, 2010 gelang dies 76,0% (79/104). Die Opt-out-Zustimmung lag 2009 bei 61,5% (59/96) und 2010 bei 53,8% (56/104). Die 10-h-TAZ konnte 2009 zu 84,0% und 2010 zu 85,9% eingehalten werden. Die Anzahl der Anästhesisten stieg im Beobachtungszeitraum signifikant von 78,4 Vollkräften 2007 auf 82,5 im Jahr 2009 und 84,6 im Jahr 2010 (p < 0,001 2010 vs. 2007 und p = 0,004 2009 vs. 2007, 2010 vs. 2009 n. s.). Die APZ stieg signifikant von 6124 h/Monat im Jahr 2007 auf 6581 h/Monat im Jahr 2009 und auf 6872 h/Monat im Jahr 2010 (p < 0,001 2010 vs. 2007; 2009 vs. 2007 und 2010 vs. 2009 n. s.). Die Personalkosten stiegen von 96,59 EUR/h APZ im Jahr 2007 auf je 98,53 EUR/h APZ in den Jahren 2009 und 2010 (n. s.).
Schlussfolgerungen
Das neue Dienstmodell konnte die Einhaltung der Anforderungen des ArbZG recht gut gewährleisten. Kollegen mit Opt-out-Zustimmung gelang dies in Bezug auf die dWAZ besser, sodass sich die Quote der eingehaltenen dWAZ mit rückläufiger Zustimmung zu Opt-out im Jahr 2010 reduzierte. Die Personalkosten pro APZ stiegen nicht signifikant an, sodass der Personalaufbau und die Tarifsteigerung zwischen 2007 und 2010 durch eine erhöhte Produktivität ausgeglichen werden konnten.