Erschienen in:
03.10.2014 | Pharmaforum
Niedrigschwelliger Einstieg in die Behandlung der Alkoholabhängigkeit
verfasst von:
Dr. Gunter Freese
Erschienen in:
DNP – Die Neurologie & Psychiatrie
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Ausgabe 10/2014
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Auszug
_ In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen an Alkoholabhängigkeit erkrankt, von denen derzeit aber nur 8 % im Sinne einer Abstinenz behandelt werden. Der Gang zum Arzt erfolgt oft spät, meist erst wenn sich bereits körperliche Begleiterkrankungen eingestellt haben. Bei der Konfrontation mit dem möglichen Alkoholproblem sollte der Arzt sehr behutsam vorgehen, weiß Dr. Petra Sandow, niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin in Berlin. Wichtig sei es, dem Patienten mit Empathie zu begegnen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und ihn in einer offenen Atmosphäre zu motivieren, eine Änderung erreichen zu wollen. Hat ein Patient sein Problem erkannt, gilt es, ihn für eine Behandlung zu gewinnen. „Dabei ist ein zieloffenes Gespräch entscheidend — man muss die Sicht des Patienten respektieren“, sagte Sandow. Dies bedeute, dem Patienten die Entscheidung zu lassen, welchen Therapieweg er sich aktuell zutraut: sofortige Abstinenz oder eine gezielte Reduktion des Alkoholkonsums, die Schritt für Schritt zur Abstinenz führen kann. Mit Nalmefen (Selincro®) steht nun eine neue medikamentöse Unterstützung zur Verfügung, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Der Wirkstoff greift antagonistisch am μ- und δ-Opioid-Rezeptor an und hat einen partiell agonistischen Effekt am κ-Opioid-Rezeptor, erläuterte Professor Falk Kiefer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Nalmefen reduziere so die verstärkende Wirkung von Alkohol auf das Belohnungssystem im Gehirn und verringere damit das Verlangen, Alkohol zu trinken. Die medikamentöse Unterstützung öffne die Tür, um nach der Reduktion der Trinkmenge eine weiterführende Therapie mit dem Ziel der Abstinenz zu beginnen, zeigte sich Kiefer überzeugt. …