Erschienen in:
23.12.2022 | Leitthema
Nierenersatztherapie
Wann, wieviel, wie lange?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Achim Jörres
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Die klinische Indikation zur Einleitung der akuten Nierenersatztherapie (NET) besteht bei lebensbedrohlichen, nicht durch konservative Therapiemaßnahmen beherrschbaren Störungen des Elektrolyt‑, Säure-Basen- und Flüssigkeitshaushalts sowie bei schwerwiegenden Symptomen des urämischen Syndroms. In den meisten anderen Fällen ist eine abwartende Strategie gerechtfertigt, die jedoch einer konsequenten, wenigstens täglichen Reevaluation bedarf. Bei Intensivpatienten, die trotz stabiler Hämodynamik und adäquatem Volumenstatus eine persistierende (> 72 h) Oligo‑/Anurie zeigen, sollte die Einleitung einer NET auch ohne zwingende klinische Indikation erwogen werden. Für die kontinuierliche NET empfehlen die Leitlinien Gesamtablaufraten (Dialysat plus Filtrat) von 20–25 ml/kg Körpergewicht/h, wofür in der Regel eine höhere Verordnung erforderlich ist. Behandlungsdauer und -frequenz der diskontinuierlichen NET sollten primär auf die individuellen Erfordernisse bezüglich des Elektrolyt‑, Säure-Basen- und Flüssigkeitshaushalts abgestimmt werden. Zur Gewährleistung einer adäquaten Solutclearance ist in der Regel auch eine 2‑tägliche Therapie ausreichend. Grundvoraussetzungen für einen Auslassversuch der akuten NET sind stabile Kreislaufverhältnisse, eine adäquate Flüssigkeits‑, Elektrolyt- und Säure-Basen-Kontrolle sowie das Wiedereinsetzen einer Diurese von mehr als 500 ml/24 h, alternativ ein positiver Furosemidstresstest. Die wiedererlangte Entgiftungsfunktion der Nieren lässt sich durch die Durchführung einer endogenen Kreatininclearance oder die Bestimmung der kinetischen geschätzten glomerulären Filtrationsrate (KeGFR) quantifizieren.