Erschienen in:
01.11.2007 | Phoniatrie und Pädaudiologie
Numerische Quantifizierung der Verständlichkeit von Schulkindern mit isolierter und kombinierter Gaumenspalte
verfasst von:
B. Vogt, A. Maier, A. Batliner, E. Nöth, E. Nkenke, U. Eysholdt, M. Schuster
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 11/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Spaltfehlbildungen können trotz adäquater Behandlung funktionelle Beeinträchtigungen, z. B. Lautbildungsstörungen, verursachen. Diese variieren individuell stark. Typisch sind z. B. veränderte nasale Luftführung und verlagerte Artikulation, die zu einer verminderten Verständlichkeit führen. Ein Zusammenhang zwischen der Art der Spaltfehlbildung und der Verständlichkeit konnte bisher nur durch kategoriale, subjektive Bewertungen beschrieben werden. In dieser Studie wird die spaltabhängige Verständlichkeit erstmals objektiv und numerisch mittels automatischer Spracherkennungstechnik quantifiziert.
Methode
Die spaltabhängige Verständlichkeit wurde objektiv und numerisch mittels automatischer Spracherkennungstechnik an Sprachaufnahmen des PLAKSS (Test zur psycholinguistischen Analyse kindlicher Sprechstörungen) von 58 Kindern im Alter von 9±2 Jahren quantifiziert. 33 Kinder hatten eine unilaterale Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, 9 eine bilaterale Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, 10 eine Gaumenspalte und 6 eine submuköse Gaumenspalte. Als Vergleich dienen Aufnahmen von 84 Kindern mit physiologischer Lautbildung einer Regelschule im Alter von 9±1 Jahren. Der Sprachverständlichkeitsgrad wird als Prozentsatz korrekt verstandener Wörter einer Wortkette, der Wortakkuratheit, angegeben.
Ergebnisse
Die Wortakkuratheiten betragen bei der Kontrollgruppe zwischen 39 und 84% (Mittelwert 62±10%) und zwischen 0 und 73% (Mittelwert 42±17%) bei Kindern mit Spaltfehlbildung. Die Verständlichkeit der Kinder mit isolierter Gaumenspalte und derjenigen mit kombinierter Spaltfehlbildung unterscheidet sich nicht. Es besteht jedoch ein Unterschied jeder Gruppe zur Kontrollgruppe (p<0,01).
Fazit
Bei Kindern mit Gaumenspalte haben zusätzliche Spaltbildungen von Kiefer und Lippe keinen signifikanten Einfluss auf den Sprachverständlichkeitsgrad. Dies wurde erstmals mit objektiven Methoden quantifiziert. Der Bedarf an Diagnostik und Therapie bei Sprechstörungen ist bei Kindern mit isolierter Spaltfehlbildung des Gaumens genauso hoch wie bei kombinierten Spaltfehlbildungen.