Erschienen in:
01.02.2015 | Originalien
Operative Strategie bei geplanter totaler Thyreoidektomie und Verlust des Neuromonitoring-Signals auf der erstoperierten Seite
verfasst von:
Dr. R. Schneider, K. Lorenz, C. Sekulla, A. Machens, P. Nguyen-Thanh, H. Dralle
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziele des intraoperativen Neuromonitorings (IONM) in der Schilddrüsenchirurgie sind die zweifelsfreie Identifikation des Rekurrensnervs und die Erkennung von Nervenfunktionsstörungen, die zu einer postoperativen Stimmlippenparese (SLP) führen, jedoch allein auf Grundlage der visuellen Beurteilung eines strukturell intakten Nervs nicht vorhersehbar sind. Da etwa ein Drittel des Signalverlusts (SV) nicht mit einer postoperativen SLP einhergehen, wird die Frage des Strategiewechsels bei geplanter totaler Thyreoidektomie und SV auf der erstoperierten Seite kontrovers diskutiert.
Patienten und Methoden
In diese unizentrische retrospektive Studie wurden alle Patienten eingeschlossen, die in der Zeit vom 01.04.2010 bis 31.07.2012 mit der Intension einer bilateralen Thyreoidektomie unter routinemäßigem Einsatz des IONM operiert wurden. Die Raten passagerer und permanenter SLP pro Patient wurden hinsichtlich des in Abhängigkeit vom Neuromonitoringergebnis der ersten Seite gewählten operativen Vorgehens analysiert: Operationen ohne SV (Gruppe 1), Operationen mit SV und kontralateraler Hemithyreoidektomie (Gruppe 2), Operationen mit SV und kontralateral subtotaler Resektion (Gruppe 3), Operationen mit SV ohne kontralaterale Resektion (Gruppe 4).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 1049 konsekutive Patienten (2086 Risikonerven) in die Analyse eingeschlossen. Bei 27 Patienten (2,6 %) trat ein intraoperativer SV auf der erstoperierten Seite ein. Bilaterale Paresen traten nicht auf. Passagere bzw. permanente unilaterale SLP fanden sich in 2,5 bzw. 0,4 % und verteilten sich wie folgt: Gruppe 1: 0,5 bzw. 0 %; Gruppe 2: 64 bzw. 9,1 %; Gruppe 3: 100 bzw. 50 %; Gruppe 4: 83 bzw. 8,3 %.
Schlussfolgerung
Bei pathologischem Elektromyogramm besteht ein fast 80 %iges Risiko für eine frühpostoperative SLP. Daher muss bei SV auf der ersten Seite das geplante bilaterale Vorgehen sehr genau in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Schilddrüsenerkrankung des Patienten und der Expertise des Operateurs abgewogen werden. Da sich über 80 % dieser Nervenfunktionsstörungen vollständig zurückbilden, ist ein zweizeitiges Vorgehen unbedingt zu empfehlen.