Erschienen in:
11.08.2023 | Pädiatrie | Leitthema
Arzneimitteldilemma in der Pädiatrie
Ursachen und Lösungsansätze
verfasst von:
Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Ulrike Mursch-Edlmayr, Christian Kollenz, Anna Pferschy, Irina Grigorow, Christoph Male
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 9/2023
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Zusammenfassung
Wie in anderen europäischen Ländern sind auch in Österreich und Deutschland zahlreiche in der Pädiatrie verwendete Arzneimittel aktuell nicht verfügbar. Ein wesentlicher Grund für diesen Engpass ist die Auslagerung der Herstellung in Billigpreisländer wie China und Indien, die (u. a. pandemiebedingt) derzeit ihre Lieferverträge nicht einhalten können. Außer den Arzneien fehlen aber teilweise auch Verpackungsmaterialien wie Blister und Kartons.
Kinderärztinnen und Kinderärzte sehen sich mit dem Problem konfrontiert, dass von ihnen verschriebene Arzneimittel in den Apotheken nicht verfügbar sind. Vom Engpass betroffen sind derzeit v. a. Antibiotika und Medikamente zur Behandlung respiratorischer Infektionen. In den Apotheken selbst muss mithilfe der Ausgabe von Austauschpräparaten, Auslandsimporten, magistralen Zubereitungen und anderen Maßnahmen improvisiert werden. Dies bedingt allerdings nicht selten eine suboptimale medikamentöse Behandlung und verminderte Arzneimittelsicherheit. Eine rasche Beseitigung des Problems ist durch lange Vorlaufzeiten, komplizierte Bewilligungsverfahren, teilweise aber auch anhaltende Ressourcenknappheit nicht zu erwarten.
In diesem Beitrag werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Situation zumindest verbessert werden kann. Dazu zählen Rohstoffimport und Zubereitungen durch die Apotheken, vermehrte Arzneimittelherstellung im eigenen Land sowie zukünftige ausreichende Bevorratung. Des Weiteren sind Informationssysteme einzurichten, die Verordnende zeitaktuell über die (Nicht‑)Verfügbarkeit von Medikamenten informieren und ggf. Austauschpräparate vorschlagen.