Erschienen in:
01.12.2015 | Kasuistiken
Palacos®-Embolisation nach Vertebroplastie
verfasst von:
R. Amberg, G. Kernbach-Wighton, Prof. Dr. B. Madea
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Zuge eines Aufschwungs der sog. mikroinvasiven Verfahren hat die Stabilisierung osteoporotischer Wirbelkörper durch die Einspritzung von Knochenzement gewisse Bedeutung erlangt. Dazu wird der Wirbel via Pedikel punktiert und dünnflüssiges Palacos® unter hohem Druck injiziert.
Material und Methoden
Es wird über den Fall eines 60-jährigen Mannes berichtet, der leblos in seinem Fahrzeug mit laufendem Motor aufgefunden wurde. Es bestand keine Einleitung von Abgasen in das Wageninnere. Bei der Obduktion fand sich ein nicht mehr frischer Infarkt der Herzhinterwand bei einem Herzgewicht von 840 g (Körpermasse 128,5 kg) als Todesursache. Zusätzlich bestanden Verschlüsse von Lumbalvenen, die bis in die V. cava inferior reichten. Die Verschlüsse waren durch eine weiße, derbe, nichtschneidbare Masse bedingt. Bei weiterer Präparation fand sich im Hilusbereich der rechten Pulmonalarterie eine geflechtartige Ansammlung streifenartiger, bis zu 2,5 cm langer und 2 mm durchmessender Fragmente desselben Materials. Die Präparation der Wirbelsäule ergab eine Durchsetzung des 2. und 3. Lendenwirbelkörpers mit einem festen weißlichen Material. Über der oberen Lendenwirbelsäule war eine narbige Hauteinziehung sichtbar. Aus der Vorgeschichte war eine Vertebroplastie wegen Osteoporose vor mehr als einem Jahr bekannt.
Ergebnisse
Im gegenständlichen Fall war es bei der Injektion in den Wirbelkörper offensichtlich zu einer venösen Embolisation des injizierten Materials via V. cava inferior bis in den rechten Lungenhilus gekommen, die klinisch unbemerkt geblieben war. Ein Beitrag zum Todesmechanismus wäre nur als zusätzliche kardiale Dauerbelastung bei erheblichen Vorschäden zu diskutieren.
Schlussfolgerung
Die Injektion dünnflüssigen Palacos®' unter hohem Druck in reich vaskularisierte Räume beinhaltet mithin ein nennenswertes Risiko für eine embolische Verschleppung des Materials.