Erschienen in:
06.09.2023 | Parkinson-Krankheit | Leitthema
Parkinson- und Alzheimer-Erkrankung als Systemerkrankungen
verfasst von:
Prof. Dr. Thorsten Bartsch, Daniela Berg, Michael Heneka, Frank Leypoldt
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 10/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Neurodegenerative Erkrankungen wie der Morbus Parkinson und Morbus Alzheimer sind gekennzeichnet durch zelluläre Veränderungen, die der klinischen Manifestation jahrzehntelang vorausgehen können, und durch unterschiedliche Subtypen und Phänotypen der Krankheitsmanifestation. Beide Erkrankungen werden zunehmend als Systemerkrankungen verstanden, bei denen immunologische und neuroinflammatorische Mechanismen eine bedeutende Rolle spielen.
Ziel der Arbeit
Übersicht über Krankheitsverlauf, Subtypen der Krankheitsmanifestation und Klassifikation im Kontext immunologischer und neuroinflammatorischer Mechanismen.
Material und Methoden
Literaturrecherche und Einbeziehung von Expertenmeinungen.
Ergebnisse
Die Akkumulation von fehlgefalteten Proteinen wie β‑Amyloid und α‑Synuklein im Rahmen des neurodegenerativen Prozesses ist aktuell Basis der biologischen Klassifikationen. In ihrer Verteilung und Ausprägung hilft sie auch für das Verständnis des Verlaufs und bei der Differenzierung einzelner Subtypen. Die Akkumulation induziert Reaktionen des angeborenen Immunsystems, die zu einer Aktivierung von Mikroglia und zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Zytokinen und Chemokinen führen. Dies kann eine weitere Ausbreitung der Neurodegeneration und eine weitere Akkumulation intrazellulärer Tau-assoziierter Neurofibrillen („tangles“) nach sich ziehen. Zunehmend gibt es Belege, das auch das adaptive Immunsystem mit einer möglichen Beteiligung von Autoantikörpern oder autoantigenspezifischen T‑Zell-Reaktionen am Krankheitsprozess beteiligt ist.
Schlussfolgerung
Neben Fehlfaltung, Aggregation und Akkumulation von Eiweißen im zentralen Nervensystem als Kardinalzeichen neurodegenerativer Erkrankungen spielen immunogene und neuroinflammatorische Mechanismen eine relevante Rolle. Sie könnten wichtige Ziele krankheitsmodifizierender Therapiestrategien sein.