Erschienen in:
01.10.2009 | Einführung zum Thema
Perioperatives Management von Patienten mit Koronarstents bei nichtherzchirurgischen Eingriffen
Lieber einen Blutverlust als einen Herzinfarkt akzeptieren?
verfasst von:
Prof. Dr. M. Leschke
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 10/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Nach aktuellen Kalkulationen werden in diesem Jahr in Deutschland ca. 320.000 perkutane Koronarinterventionen (PCI) vorgenommen. Dabei werden zur Vermeidung der Restenose in nahezu 90% der Interventionen Koronarstents – davon geschätzt ca. 240.000 „drug eluting stents“ (DES) und ca. 224.000 „bare metal stents“ (BMS) – implantiert. Diese Patienten stehen bei Vorliegen eines akuten Koronarsyndroms (ACS) und nach Implantation eines DES über mindestens 12 Monate unter einer dualen Thrombozytenaggregationshemmung mit Aspirin und einem Thienopyridin (Clopidogrel und sicherlich zukünftig häufiger auch Prasugrel). Oft wird von dem interventionell tätigen Kardiologen bei komplexen Maßnahmen, bei Patienten mit früheren Stent-Thrombosen und Diabetes mellitus Typ 2 eine individuell über 12 Monate hinausgehende duale Thrombozytenaggregationshemmung empfohlen. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit einer unvorhergesehenen dringenden, aber auch elektiven nichtkardialen Operation dramatisch auf weit über 10.000 Eingriffe bei diesen „Stent-Patienten“ jährlich zu, zumal es sich meist um ältere Patienten mit einer statistisch ohnehin zunehmenden Wahrscheinlichkeit eines operativen Eingriffs bei beispielsweise neu diagnostizierter Malignomerkrankung oder einer akut notwendigen unfallchirurgischen Operation handelt. Früher, als die Problematik und das Risiko einer akuten Stent-Thrombose noch nicht systematisch erfasst und beschrieben wurden, führte ein unvorhergesehener operativer Eingriff, selbst bei Zahnbehandlungen und Koloskopien, häufig zum vorzeitigen spontanen Absetzen der Thrombozytenaggregationshemmung. Dieses vorzeitige Absetzen stellt mit 30% die mit Abstand häufigste Ursache einer akuten Stent-Thrombose dar, die zwangsläufig zum akuten Myokardinfarkt mit einer hohen Letalitätsrate von 30–60% führen kann. …