Erschienen in:
01.02.2021 | Pharmakokinetik | Leitthema
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik der in der assistierten Reproduktion verwendeten Gestagene
verfasst von:
Prof. Dr. H. Kuhl, Prof. Dr. I. Wiegratz
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Progesteron wird in der mittleren bis späten Lutealphase pulsatil aus dem Corpus luteum sezerniert, wobei die Serumspiegel innerhalb weniger Stunden bis zum 8‑fachen Wert fluktuieren. Bei einer In-vitro-Fertilisations-Behandlung kann es, bedingt durch die ovarielle Hyperstimulation in Kombination mit einer hypophysären Down-Regulation, zu einem Lutealphasendefekt kommen. Aus diesem Grund wird die Lutealphase im Rahmen der assistierten Reproduktion meist mit Progesteron oder Dydrogesteron unterstützt, wobei Dydrogesteron stets oral, Progesteron jedoch meist parenteral (vaginal, subkutan oder intramuskulär) angewendet wird. Bei einer oralen Progesteronbehandlung entstehen durch extensive Metabolisierung mehr als 30 Metaboliten, die zum Teil erhebliche zentrale (sedierende) Wirkungen entfalten. Einige dieser Metaboliten können bei der Progesteronbestimmung mit einem Radioimmunassay durch Kreuzreaktionen falsch-hohe Progesteronwerte simulieren. Bei der parenteralen Behandlung besteht diese Gefahr aufgrund nur geringer Metabolisierung nicht. Die Retrostruktur von Dydrogesteron lässt die Bildung nur weniger Metaboliten zu, die zudem keine zentralen Effekte aufweisen. Die höchsten Progesteronkonzentrationen werden im Serum nach intramuskulärer und im Endometrium nach vaginaler Behandlung erreicht; ursächlich für Letzteres ist vermutlich ein uteriner First-pass-Effekt. Die transdermale Progesteronapplikation in Form einer Creme bewirkt nur einen sehr geringen Anstieg des Progesteronspiegels. Zur Kontrolle einer Progesterontherapie sind Bestimmungen im Speichel aufgrund stark schwankender Progesteronkonzentrationen nicht geeignet.